Rathaus

    Niedergeschrieben von Hans Kuhnle

    Die Absicht der Verwaltung in den Teilorten der Stadt Winnenden die überzählig gewordenen städtischen Gebäude, sofern eine sinnvolle Nutzung nicht mehr gewährleisten, zu verkaufen und der anstehende Geburtstag des Gebäudes haben mich veranlasst eine Schrift über die hundertjährige Geschichte des Birkmannsweiler Rathaus zu verfassen.

    Zusammengestellt wurde dieser Bericht aus Unterlagen und Akten des Stadtarchivs in Winnenden.

    Aus Zeitungsberichten der Örtlichen Presse, und des städtischen Mitteilungsblattes, sowie aus Protokollen des Gemeinderates in Birkmannsweiler und Zeitzeugenberichten.

    Ich bedanke mich bei Frau Dr. Sabine Reustle der Leiterin des Stadtarchivs und ihren Mitarbeitern und Kollegen für die unterstützende Begleitung dieser Schrift.

    Herrn Friedrich Seibold Bürgermeister i.R. der ehemaligen selbständigen Gemeinde Birkmannsweiler gilt mein Dank für die Unterstützung und Beratung.

    Birkmannsweiler im Mai 2014

    Hans Kuhnle



    2013
    100 Jahre Rathaus Birkmannsweiler



    Wenn man in jüngster Zeit das Gemeindegeschehen verfolgt und bemerkt dass in unserem Teilort Gebäude die bisher den Ort geprägt haben veräußert werden sollen gilt es nachzudenken was diese Gebäude während ihres Bestehens erlebt haben. Da unser Rathaus 2013 100 Jahre alt wird möchte ich diese Zeit und die Entstehungsgeschichte dieses Gebäudes etwas näher betrachten.
    Wenn unser Rathaus einhundert Jahre alt wird, muss man unumgänglich auch an unsere Schulhäuser denken, denn Rathaus und Schule waren zu früheren Zeiten fest miteinander verbandelt. Das Rathaus, war wenigstens, soweit im Stadtarchiv Unterlagen vorliegen, im Schulhaus mit untergebracht. Nichts Außergewöhnliches denn in ganz Württemberg findet man heute noch Gebäude mit der Bezeichnung „Schul- und Rathaus“, wobei hier auch in manchen Fällen noch die Feuerwehr in dem Gebäude untergebracht war.
    Erstmalig finden sich Unterlagen Im Lagerbuch Nr. 1 „die Gemeinde betreffend“ folgendes:

    „ Eingetauscht an die Gemeinde 1806 von Christoph Bihlmaier
    Ein zweistockigtes Wohnhaus das Rath und Schulhaus, nebst einem ganzen Keller darunter, samt Hofraithe, unten im Dorf neben Gottlieb Bihlmaier und der Straße“.

    In diesem Gebäude, später als Geb. Nr. 3 oberer Kirchweg bezeichnet, war die Ratstube untergebracht.
    Weiteres über eine Ratstube zu früheren Zeiten ist mir nicht bekannt.
    Es ist anzunehmen dass die Gemeindegeschäfte vorher in den Wohngebäuden der jeweiligen Schultheißen abgewickelt wurden, wie auch der Gemeindepfleger seine Akten und Unterlagen bei sich zu Hause hatte. Wie z.B. am 11.4.1911 beschließt der Gemeinderat auf höhere Anordnung für den Gemeindepfleger anstatt des diebstahlsicheren festen Holzkoffers einen eisernen in allen Teilen sicheren Kofferschrank anzuschaffen.

    Im Schul und Rathaus am oberen Kirchweg 3, muss wohl der Platz zu eng geworden sein, denn nach den Aufzeichnungen von Lehrer Abelein wurde im Jahre 1848 ein Haus von der Gemeinde für Lehrerwohnzwecke erworben. Sie erkaufte das Anwesen von der Witwe des Magazin-Verwalters Wunder. ( Heute Hauptstraße 41) Dem Provisor (Lehrer) wurde im Untergeschoss ein Lehr und Wohnzimmer zugewiesen.

    Ab 1872 wurde in diesen leerstehenden Räumen die Ratsstube und die Gemeinderegistratur untergebracht.

    Die Ratsstube war zwar in der Mitte des Geschehens der Gemeinde, bei drei Brunnen, der Kelter und der Kirche untergebracht, untergebracht in einem der Gemeinde gehörigen Gebäude das von der Kirchengemeinde als Pfarrhaus mitbenützt wurde.

    Die h. Oberkirchenbehörde drängte nun zum Zwecke der ordentlichen Unterbringung einer Pfarrfamilie das Gebäude zu übernehmen und macht der bürgerlichen Gemeinde einen Vorschlag. Derselbe wurde im Gesamtgemeinderat und Bürgerausschuss am 17.11.1905 eingehend beraten. Alle erwachsenden Möglichkeiten wurden besprochen, bei Beibehaltung des Gebäudes wären Instandsetzungsarbeiten notwendig geworden die sehr hoch anzusetzen gewesen wären. Auch dass bei Abgabe dieses Gebäudes die spätere Erbauung eines neuen Rathauses in 10-12 Jahren erfolgen müsste, floss in die Beratung mit ein.

    Die für die künftige Unterbringung der Ratstube auftretenden Schwierigkeiten können freilich vorläufig nur in der Weise gelöst werden, dass die bürgerliche Gemeinde einstweilen den im Jahre 1888 neuerbauten geräumigen Schulhaus den bis heute, und ebenso gewiss auch in nächster Zeit noch nicht benötigten Reserveschulsaal für die oben genannten Gemeindezwecke verwendet. Diesen an sich durchaus provisorischen Zustand sollte aber mit Rücksicht auf die gegenwärtig besonders ungünstig gestellten Gemeindefinanzen immerhin so lange währen, bis die Gemeinde die auf ihr liegende Schuldenlast vom Schulhausbau her vollends abgetragen hat, eventuell 8 bis 10 Jahre und damit in den Stand gesetzt ist an die Erstellung eines eigenen Rathauses denken zu können.

    Vorausgesetzt dass gegen eine derartige zwischenzeitliche Inanspruchnahme des o.g. Lokals von Seiten der königlichen Oberschulbehörde ein Einspruch nicht erhoben wird.

    Daraufhin fasste der Gemeinderat folgenden Beschuss:

    Das Anerbieten der H. Oberkirchenbehörde (h .Konsistorium . Erl v.27.Okt. v. J. Nr. 29609) dankbarst anzunehmen und dafür das ganze bisher in Besitz bürgerlicher Gemeinde befindliche Pfarrhaus samt Garten vom 1. April nächsten Jahres an in die vollen Eigentumsrechte und Pflichten der hiesigen Kirchengemeinde übergehen zu lassen.1

    Dieser Beschluss wurde mit Erlass der königlichen Kreisregierung genehmigt.2

    Die Ratstube zog also in den Reserveschulsaal im neu erbauten Schulhaus an der heutigen Hauptstraße 12 um und residierte dort bis zur Erbauung des Rathauses, manchmal zum Leidwesen der dort tätigen Lehrerschaft, die immer wieder der Oberschulbehörde in den Ohren lag diesen Zustand doch so bald als möglich zu beenden.

    Allein die finanziellen Voraussetzungen der Gemeinde ließen dies nicht zu, auch beim besten Willen nicht.

    Am 2. 11.1910 als auch am 8. Nov 1910 wurde die Gemeinde vom königlichen Oberamt gemahnt den II Schulsaal für Schulzwecke frei zu machen.

    Darauf antwortet der Gemeinderat mit dem Hinweis dass sie einen Vertrag haben der bis 1912 Gültigkeit habe, und sie finanziell nicht in der Lage sind früher ein Rathaus zu bauen.

    Weiter sind sie der Auffassung dass die Schule bisher, und auch in Zukunft alle erforderlichen Schularten am Ort abhalten könne, deshalb ein Abtreten dieses Raumes nicht notwendig sei. Weiter äußern sie den Wunsch den Schulsaal II auch über den Termin 1912 hinaus belegen zu wollen.3

    Die Äußerung des Schulamtes erfolgt auf dem Fuße.

    Das Bezirksschulamt muss sich auf den Standpunkt des königlichen Oberschulamtes vom 7. Febr. Nr. 2356 stellen wonach eine Verlängerung der Frist nicht in Frage kommen kann. Die Gemeinde wisse längst dass der Termin heuer abläuft und hätte daher die nötigen Vorkehrungen schon lange treffen sollen. Königl. Bezirksschulamt Waiblingen den 18.3,1911

    Gezeichnet: Lauffer.

    1 Protokollbuch Band 4 StA
    2 Notiz Gemeinderatsprotokoll 7.11.1905 StA
    3 Gemeinderatsprotokoll 10.12.1910 StA

    Am 13. März 1911 berät der Gemeinderat erneut über die Nutzung des II Schulsaales der Ende dieses Jahres zu Rathauszwecken nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Gemeinderat und Bürgerausschuss ist sich einig, beim evangelischen Oberschulamt um eine Fristverlängerung von einigen Jahren zu bitten und das königliche Oberamt um Befürwortung in der Sache nachzusuchen.4

    Er begründet diese nochmalige Fristverlängerung mit einer übermäßig großen Verschuldung, durch die in diesem Jahr durchzuführenden Hauswasserleitung die ebenfalls eine große Schuldaufnahme erfordere.

    Am 1.5.1911 berät der Gemeinderat und Bürgerausschuss erneut über dieses Thema und kommt zu dem Beschluss nach einem Bauplatz zur Erstellung eines neuen Rathauses zu suchen. Ausflüchte gibt es nun nicht mehr. Er will im Laufe des Jahres Pläne machen zu lassen und den Bau im nächsten Jahr durchführen zu lassen.

    Sie sind der Auffassung dass eine Bauausführung in diesem Jahr wegen der vielen offenen Wasserleitungsgräben im Ort nicht sinnvoll erscheint.5


    Der Königlich Evangelische Oberschulrat antwortet der Gemeinde am 11.5.1911wie folgt.

    Wenn die Gemeinde Birkmannsweiler ihren Rathausbau im kommenden Frühjahr so zeitig in Angriff nimmt, dass seine Fertigstellung im Jahr 1912 bestimmt erwartet werden kann, wird die Belassung des jetzigen Zustands bis dahin nicht beanstandet. Andernfalls müsste das zweite Lehrzimmer jedenfalls auf Beginn des Schuljahres 1912 geräumt werden.

    Das Oberamt wird gleichzeitig gebeten dem Oberschulrat bis 1.3.1912 zu berichten.

    Die Gemeindekollegien Birkmannsweiler werden ersucht bis spätestens 1.10.1911 in einen Bericht über den Stand der Sache zu berichten.6

    Am 26.6.1911 kommt nun der Durchbruch in Sachen Rathausbau. Als Bauplatz wird der

    Standort der Kelter festgelegt, die abgebrochen werden soll. Die Herstellung der Pläne und des Kostenvoranschlags und die Bauleitung soll dem Oberamtsbaumeister Bayer übertragen werden. Der Lageplan wurde bereits vom Geometer Schüle hergestellt.7,8


    Die Pläne lagen vor und werden genehmigt:
    Arbeitsplan Natursteinsockel

    4 Gem.Ratsprok. 13.3.1911 StA
    5 Wie 3
    6 Protokollbuch 1906-16 StA.
    7 Protokollb. 26.6.11. StA
    8 Postkarte aus dem Fundus StA

    Nun geht es daran das Baufeld frei zu machen. Als erstes soll die Kelter abgebrochen werden,

    Der Beschluss zum Abbruch der Kelter fiel nicht allzu schwer wurde doch schon im Jahre 1903 ein seit langer Zeit nicht mehr benützter Kelterbaum ausgeschrieben und verkauft. Denn die Weinberge wurden in der vergangenen Zeit in der hiesigen Markung immer weniger und ein Kelterbaum würde voll ausreichen. Nun gab es wohl keine Notwendigkeit mehr die Kelter zu erhalten, weil es zwischenzeitlich private Pressen für Obst und Wein gab, aber auch Keltern in der Nachbarschaft wie in Höfen standen noch zur Verfügung.10


    Ein damals im württembergischen üblicher Kelterbaum.


    Durch eine Bekanntmachung der Gemeinde vom 1.2.1912 wurden alle aufgefordert, welche Züber Weinbütten oder sonstige Gegenstände in der Kelter dort aufbewahrt haben, solche in den nächsten Tagen abzuholen, andernfalls müssten solche ins Frei geschafft werden.11

    Die Fertigstellung der Arbeiten um das neue Rathaus erlebte Schultheiß Andreas Haller nicht mehr, denn er verstarb am 11.Februar 1912 75 jährig. Er war seit 1901 Ortsvorsteher. Durch den Gemeinderat wurde kurz nach Hallers Tod Johannes Kögel als Amtsverweser eingesetzt.

    Die Belange der Gemeinde sollten so schnell als möglich wieder in die Hände eines Schultheißen gelegt werden damit der Rathausbau ordentlich über die Bühne gebracht wird, deshalb soll so schnell als möglich eine Nachfolgerwahl stadtfinden

    Nach der Räumung der Kelter, am 12. 2.1912 berät der Gemeinderat über den Abbruch der Kelter und wurde dieselbe nach entsprechendem Aufruf um 300,- M im Aufstreich zum Abbruch verkauft.12

    Der Gemeinderat überlegte dann dass das abgebrochene Steinmaterial sinnvoller Weise doch in die Feldwege eingebaut werden könnte die in schlechtem Zustand sind und daraufhin kam es zu der Entscheidung dass die Steine der Kelter auf den Stolphofernweg geführt werden. Es ergeht nun an sämtliche Stolpenhof, Mehläcker, und Stolpenklingenbesitzer, welche den Fahrweg benützen der Befehl, sich morgen früh mit Fuhrwerk beim Kelterplatz einzufinden. Leute zum Aufladen sind bestellt, Wer sich diesem Einsatz entzieht wird dementsprechend bestraft 13

    10 Die Kelter in Höfen wird 1925-27stilgelegt Zeitzeugen
    11 Protokollbuch StA
    12 Protokollbuch StA
    13 Protokoll 8.3.1912 Gemeinderatsbeschluss vom 8.3.1912 StA

    Am 19. März berät der Gesamtgemeinderat und Bürgerausschuss das Problem des Rathausbaues und ist der Auffassung dass die Gemeinde durch die Oberschulbehörde gezwungen wird den bisher als Ratsstube benützten Reserveschulsaal im neuen Schulhaus zu räumen, und da keine geeigneten Räumlichkeiten in der Gemeinde nicht vorhanden sind, also gezwungen werden ein neues Rathaus zu bauen und dies nach Maßgabe des von Herrn Obervermessungsbaumeister Bayer in Waiblingen gefertigten Kostenvoranschlag von 20.000,- M.

    Die Gesamtgemeinde hat außer einigen Armenstiftungsformalien, keine Deckungsmittel, vielmehr hat sie vom Schulhaus-Bau her noch 494,50 M Schulden die im Rechnungsjahr 1912 hätten vollends getilgt werden sollen, was nun aber wegen der Verzinsung der neuen Schuld nicht möglich ist.

    Der gesamte Aufwand für den Rathaus – Neubau muss also durch eine Schuldaufnahme in Höhe von 20.000 M bestritten werden. Wegen der Minder – Abzahlung der neuen wie der alten Schulden, zusammen 20.494, 50 M wird folgender Schuldentilgungsplan vorgeschlagen. Die jährliche Tilgungsrate soll betragen in den 5 Jahren.

    1. April 1912 – 1917 200 M gibt 1000 M
    1. April 1917 – 1922 250 M gibt 1250 M
    1. April 1922 – 1927 300 M „ 1500 M
    1. April 1927 – 1932 350 M „ 1750 M
    1. April 1932 – 1937 400 M „ 2000 M
    1. April 1937 – 1942 500 M „ 2500 M
    1. April 1942 – 1947 600.M „ 3000 M
    1. April 1947 – 1952 750 M „ 3750 M
    1. April 1952 – 1956 750 M gibt 3000 M
    1. April 1956 – 1957 Rest mit 744,50

    zusammen 20.494,50 M

    so dass in 45 Jahren die ganze Schuld getilgt ist.

    Die Ausdehnung des Tilgungsplanes auf 45 Jahre hat seinen Grund darin dass die Teilgemeinde Birkmannsweiler welche dreiviertel des Gesamtgemeindeaufwandes leistet seit vergangenem Jahr eine Wasserleitungsschuld von 25.000 M verzinsen und Raten von 300 M abtragen muss, so dass der Prozentsatz ihrer Ortsumlage von seither 20% eine abermalige Steigerung erfahren muss, und mit Rücksicht darauf den gegenwärtigen Tilgungsplan zeitlich so weit als möglich erstreckt werden sollte.
    Es ist Beschluss:
    eine Schuld in Höhe von 20.000 M aufzunehmen und nach vorgenanntem Plan wieder abzuzahlen.
    K. Kreisregierung um Genehmigung hierzu zu bitten
    Zur Beurk. Gemeinderat
    Kögel A. V.
    Klöpfer
    Kögel
    Kull, Frank

    Bürgerausschuß
    Bihlmaier
    Übele
    Schwarz
    Kercher , Schwarz14

    An diesem Beschluss ist abzusehen dass die Gemeinde damals nicht aus Jux und Tollerei oder gar nur um die Schulbehörde zu ärgern, jetzt noch kein Rathaus bauen wollte, sondern man wollte in erster Linie die erneute Schulaufnahme zeitlich hinauszögern.

    In einer Gemeinderatsitzung am 23.4.1912 wird die Antwort der K. Kreisregierung auf das Gesuch aus Birkmannsweiler beraten. Die Kreisregierung fordert darin dass die Restschuld des Schulhausbaues in Höhe von 494,50 M im Jahre 1912 restlos abzutragen sei. Ferner sind die anfänglichen Tilgungsraten auf mindestens auf 300,-M zu erhöhen dass die Schuld in 30 -40 Jahren abgetragen sei.

    14 19.3.12 Protokoll StA

    Nach eingehender Beratung kommt der Gemeinderat und Bürgerausschuss zu der Ansicht die Schulhausbauschuld im Jahr 1912 vollkommen abzuzahlen. Die Anfangsraten in Höhe von 300,-M seien aus Gründen der Wasserleitungsschuld zu hoch, deshalb beschließen sie einen Tilgungsplan mit anfänglichen Raten von 250,-M und legen folgenden Tilgungsplan vor.


    1. April 1913 / 18 250 M gibt 1250 M
    1. April 1918 / 23 300 M gibt 1500 M
    1. April 1923 / 28 350 M gibt 1750 M
    1. April 1928 / 33 400 M gibt 2000 M
    1. April 1933 / 38 500 M gibt 2500 M
    1. April 1938 / 43 600 M gibt 3000 M
    1. April 1943 / 48 750 M gibt 3750 M
    1. April 1948 / 53 850 M gibt 4240 M

    Zusammen 20.000 M

    So dass in 40 Jahren die ganze Schuld abgetragen ist.

    Der Gemeinderat begründet diesen Tilgungsplan mit den im Jahre 1913 auf die Gemeinde zukommenden Ausgaben für eine neue Schulstelle die hier erwünscht wird und die Gemeinde ohnedies stark belastet ist, zur Zeit 20% Umlagen, nächstes Jahr wahrscheinlich 25%, können sich die Bürgerlichen Kollegien nicht entschließen als Anfangsrate 300M abzuzahlen, und bitten die K. Kreisregierung um Genehmigung fortstehenden Tilgungsplanes

    Zur Beurkundung
    Gemeinderat
    Kögel A.V.
    Klöpfer
    Kögel
    Kull
    Frank

    Bürgerausschuss
    Bihlmaier
    Übele
    Schwarz
    Kercher
    Schwarz

    1.Mai 1912
    Bei der gestern hier stattgefundenen Schultheißenwahl erhielten von 83 abgegebenen Stimmen Johannes Kögel Gemeindepfleger 43 und Johannes Kögel Kassier der Milchgenossenschaft und seitheriger Schultheißenamtsverweser 37 Stimmen. Ersterer wäre somit als Schultheiß gewählt.15

    Verhandelt am 13.Mai1912 vor dem Gesamtgemeinderat und Bürgerausschuss.
    Infolge Zurückweisung der Erklärung über die Annahme der auf Gemeindepfleger Johannes Kögel am 30.4.1912 gehaltenen Wahl eines Ortvorstehers ist wieder eine Nachwahl (Ortsvorsteherwahl) notwendig geworden. Es wäre sicher wünschenswert gewesen wenn während der Zeit des Rathausbaues ein ständiger Ortsvorsteher im Amt gewesen wäre.

    Die königlich Württembergische Regierung des Neckarkreises Ludwigsburg den 20.5.1912 teilt der Gemeinde mit dass mit Erlass eine Schuldaufnahme der Gemeinde Birkmannsweiler in Höhe von 20.000,-M zur Erbauung eines dringend notwendigen Rathauses, welches nach einem Kostenvoranschlag 19.920,-M kosten wird, genehmigt sei.
    Dieses Darlehen wird genehmigt unter der Voraussetzung dass die Beschlüsse bezüglich der vorgesehenen Tilgung genau eingehalten werden.

    Bereits am 9. März 1912 wurde die Ausschreibung der Bauarbeiten, die auf der Basis des Kostenvoranschlages, zum zweiten Mal durchgeführt, da beim ersten Mal ungenügende Ergebnisse erzielt wurden, deshalb wurden die Arbeiten ein zweites Mal im Anzeigenblatt Winnenden sowie im Schwäbischen Volksfreund und im Amtsblatt Waiblingen ausgeschrieben und brachten folgendes Ergebnis

    I Grab Betonier und Maurerarbeiten
    1. Wilhelm Klöpfer
    2. David Klöpfer
    3. Karl Rommel
    4. Jakob Rommel
    5. Cristian Rommel mit einem Abgebot 2%

    sämtliche von Birkmannsweiler

    II Zimmerarbeit
    1. Gottlieb Käfer Breuningsweiler
    2. Gustav Bihlmaier Birkmannsweiler Abgebot 6%
    3. Jakob Kögel Söhne Winnenden Abgebot 8%
    4. David Kögel Zimmermann Winnenden Abgebot 8 ½ %
    5. Paul Körner Winnenden Abgebot 10½ %

    III Flaschnerarbeit
    1.) Hermann Fritz Winnenden Abgebot 12%
    2.) Georg Geiger Winnenden Abgebot 16%
    3.) Gottlob Schmierer Oppelsbohm Abgebot 16½ %
    4.) Hermann Seeger Winnenden Abgebot 23½ %
    5.) August Strotbeck Rudersberg Abgebot 25½ %

    IV Dachderkerarbeit
    1.) Fr. Bubek Endersbach für das Dach Aufgebot 3% Verschindelung Abgebot 20%
    2.) Fr. Käfer Buoch Abgebot 15½ %

    V Gipserarbeit
    1.) Karl Schmied Winnenden Abgebot 14%
    2.) Ernst Rienth Winnenden Abgebot 16%
    3.) Joh. Gruber Winnenden Abgebot 19½ %
    4.) Fr. Kull Oppelsbohm Abgebot 20%
    5.) Paul Max Winnenden Abgebot 23 %
    6.) Fr. Bauer Oppelsbohm Abgebot 26%

    VI Schreinerarbeit
    1.) Joh. Bihlmaier Birkmannsweiler Abgebot 5%
    2.) Karl Schmalzried Winnenden Abgebot 13%
    3.) Joh. Greiner Winnenden Abgebot 14%
    4.) Johs. Betsch Winnenden Abgebot 18%
    5.) Chrst. Schlitter Winnenden Abgebot 19 ½ %
    6.) Hartmann und Sülzle Leutenbach Abgebot 21%

    VII Glaserarbeit
    1.) Otto Schlagenhauf Winnenden Abgebot 3%
    2.) Joh. Schäfer Winnenden Abgebot 8%
    3.) Ad. Eggensteiner Winnenden und Alb. Stüber Rudersberg Abgebot 10%
    4.) Wilhelm Zügel Winnenden Abgebot 12%

    VIII Schlosserarbeit
    1.) Wilh. Alb Winneden Abgebot 6%
    2.) E. Müller Winnenden und Pfuderer Birkmannsweiler Abgebot 15%
    3.) Fr. Lang Winnenden Abgebot 22%

    VIIIa Scmiedarbeit
    1.) G. Pfuderer Birkmannsweiler Abgebot 5%
    2.) Fr. Lang Winnenden Abgebot 20%

    IX Fußböden
    1.) Joh. Bihlmaier Birkmannsweiler Abgbot 5%
    2.) E. Greiner Bittenfeld Abgebot 7%
    3.) Hartmann und Sülzle Leutenbach Abgebot 10%
    4.) Chrst. Schlitter Winnenden Abgebot 11%
    5.) K. Schmalzried Winnenden Abgebot 13%
    6.) Johs. Greiner Winnden Abgebot 14%
    7.) Johs. Betsch Winnenden Abgebot 14%

    X. Kunststein und Terazzo
    A Kunststein
    1.) G. Müller Winnenden Abgebot 13%
    2.) Herm. Eckstein Winnenden Abgebot 17%
    3.) Gotth. Vollmer Winnenden Abgebot 20%

    B. Terazzo
    1.) Herm. Eckstein Winnenden Abgebot 10%
    2.) G. Müller Winnenden Abgebot 15%
    3.) Gotthilf Vollmer Winnenden Abgebot 20%

    XI Malerarbeiten
    1.) Adolf Sohn Winnenden Abgebot 18%
    2.) Wilh. Schweizer Winnenden Abgebot 21%
    3.) E. Ulrich Winnenden Abgebot 30 ½ %
    4.) J. Buck u. Köhler Winnenden Abgebot 33%
    5.) Fr. Rommel Beinstein Abgebot 36%
    6.) Karl Öttinger Schwaikheim und Wilh. Schlichenmaier Nellmersbach Abgebot 36%
    7.) Fa. Knörzer Cannstatt Abgebot 38%
    8.) Rodolf Schief Winnenden Abgebot 42%

    Ferner liefen noch folgende Angebote ein, welche nur Teile der Ausgeschriebenen Arbeiten sind, und welche nicht getrennt behandelt werden können.

    Eine Berücksichtigung dieser Angebote kann nicht stattfinden

    Die Offerten sind:
    1.) Wilhelm Aupperle und Genossen für Grabarbeit Aufgebot 20%
    2.) Eugen Frank Birkmannsweiler Abgebot 6%
    3.) Häußermann Eisenlieferung Winnenden für Eisenträger I 100 Kilo 14,40 M U 100 Kilo 15,40 M

    Nach Eröffnung dieses Beschlusses über Vergebung der Bauarbeiten zum Rathaus erklären sich obige Submittenden zur Übernahme der Arbeiten zu den festgesetzten Angeboten unter Zusicherung meistermäßiger Ausführung bereit.

    Beglaubigt von Gemeinderat Bürgerausschuss und Bürgermeister.

    In der folgenden Liste habe ich versucht die Angebote, umgerechnet in Auftragsgrößen nach Mark und Pfennig darzustellen und habe versucht die Abrechnungen der einzelnen Gewerke gegenüberzustellen.

    Vergabe der Bauarbeiten am neuen Rathaus

    Gewerke Angebote Auftragsvergabe Abrechnung
    I)Grab-Beton- Maurerarbeiten Kostenanschlag: 7.075,- M
    Arbeitsgemeinschaft
    Wilhelm Klöpfer
    David Klöpfer } Allesamt
    Karl Rommel Birkmannsweiler
    Jakob Rommel
    Christian Rommel
    Abgebot 2%

    An die Arbeitsgemeinschaft
    Wilhelm und David Klöpfer und an
    Jakob, Karl und Christian Rommel zu einem Abgebot von 4% 6.792,- M
    Abrechnung 6.885,03 M
    Überzogen 93.03 M
    II) Zimmerarbeit Kostenanschlag 3.750,-M
    Arbeitsgemeinschaft.
    Gottlieb Käfer Breuningsweiler
    Gustav Bihlmaier Birkmannsweiler
    Abgebot 6%
    Jakob Kögel Söhne Winnenden
    Abgebot 8%
    David Kögel Zimmerm. Winnenden
    Abgebot 8,5 %
    Paul Körner Winnenden
    Abgebot 10.5 %
    An die Arbeitsgemeinschaft
    Gustav Bihlmaier Birkmannsweiler und Gottlieb Käfer Breuningsweiler
    Zu einem Abgebot von 9%
    3.412,50 M
    Abrechnung 3.589,18 M
    Überzogen 176,68 M
    III) Flaschnerarbeit Kostenanschlag 410,-M
    Hermann Fritz Winnenden
    Abgebot 12 %
    Georg Geiger Winnenden
    Abgebot 16 %
    Gottlob Schmierer Oppelsbohm
    16 ½ %
    Hermann Seeger Winnenden
    Abgebot 23 ½ %
    August Strotbeck Rudersberg
    Abgebot 25 ½ %
    An die Fa.
    August Strotbeck Rudersberg zu
    Einem Abgebot von 25 ½ % 305.45 M
    Abrechnung 384,79 M

    Überzogen 79,34 M

    Begründung: In dem Kosten-anschlag war der Blitzschutz nicht berücksichtigt
    IV) Dachdeckerarbeit Kostenanschlag 845,-M
    FR. Bubeck Endersbach
    Abgebot f.d.Dach 3%
    Abgebot Schindelung 20 %
    Fr. Käfer Buoch
    Abgebot 15 ½ %
    Die Dachdeckung wurde vergeben an
    Friedrich Käfer Buoch zum
    Abgebot 15 ½ %
    Die Schindelung wurde vergeben an
    Friedrich Bubek Endersbach
    Abgebot 20 %
    Abrechnung Käfer Buoch
    896,51 M
    V) Gipserarbeit Kostenanschlag 1.363,-M
    Karl Schmied Winnenden
    Abgebot 14 %
    Ernst Rienth Winnenden
    Abgebot 14 %
    Joh. Gruber Winndenden
    Abgebot 19 ½ %
    Fr. Kull Oppelsbohm
    Abgebot 20 %
    Paul Max Winnenden
    Abgebot 23%
    Fr. Bauer Oppelsbohm
    Abgebot 26%
    An die Fa.
    Friedrich Kull Oppelsbohm
    Abgebot 24 % 1.035,- M
    Abrechnung 1080,18 M
    Überzogen 45,18 M
    VI) Schreinerarbeit Kostenanschlag 1.116,90
    Joh. Bihlmaier Birkmannsweiler
    Abgebot 5%
    Karl Schmalzried Winnden
    Abgebot 13%
    Joh. Greiner Winnenden
    Abgebot 14%
    Johs. Betsch Winnenden
    Abgebot 18 %
    Chrsian Schlitter Winnenden
    Abgebot 19 ½ %
    Hartmann und Sülzle Leutenbach
    Abgebot 21 %
    An
    Johannes Bihlmaier Birkmannsweiler
    Abgebot 14% 960,53 M
    +Fußböden 656,10 M
    ∑ 1616,63 M
    Abrechnung 1576,72 M
    Unterschritten 39,91 M
    VII) Glaserarbeit Kostenanschlag 579.40 M
    Otto Schlagenhauf Winnenden
    Abgebot 3%
    Joh. Schäfer Winnenden
    Abgebot 8 %
    Arge: Eggensteiner Winnenden und
    Albert Stüber Rudersberg
    Abgebot 10 %
    Wilhelm Zügel Winnenden
    Abgebot 12 %
    Wilhelm Zügel Winnenden
    Abgebot 12 % 509,87 M
    Abrechnung 492,57 m
    Unterschritten 17,30 M
    VIII)Schlosserarbeit Kostenanschlag: 274,-M
    Wilhelm Alb Winnenden
    Abgebot 6 %
    E. Müller Winnenden und Pfuderer Birkmannsweiler
    Abgebot 15 %
    Fr. Lang Winnenden
    Abgebot 22 %
    Gustav Pfuderer Birkmannsweiler und E. Müller Winnenden
    Abgebot 15% 232,90 M
    Abrechnung 247,81 M
    Überschritten 14,91 M
    VIIIa) Schmiedarbeit Kostenanschlag 100,- M
    Gustav Pfuderer Birkmannsweiler
    Abgebot 5%
    Fr. Lang Winnenden
    Abgebot 22 %
    Gustav Pfuderer Birkmannsweiler
    Abgebot 14 % 86,-M
    Abrechnung 204,78 M
    Überschritten 118,78 M
    38%
    IX) Fußböden Kostenanschlag 729,-M
    Johannes Bihlmaier Birkmannsweiler
    Abgebot 5 %
    E. Greiner Bittenfeld
    Abgebot 7 %
    Hartmann u. Sülzle Leutenbach
    Abgebot 10 %
    Chrst. Schlitter Winnenden
    Abgebot 11 %
    K. Schmalzried Winnenden
    Abgebot 13 %
    Johs Greiner Winnenden
    Abgebot 14 %
    Johs Betsch Winnenden
    Abgebot 14 %
    Johannes Bihlmaier Birkmannsweiler
    Abgebot 10 % 656,10 M
    Siehe Schreinerarbeit.
    X)Kunststein und Terazzo Kunststein um Terrazzo
    Kostenanschlag 550,-M
    G. Müller Winnenden
    Abgebot 13 %
    Herm. Eckstein Winnenden
    Abgebot 17 %
    Gotthilf Vollmer Winnenden
    Abgebot 20 %

    Terrazzo
    Herm. Eckstein Winnenden
    Abgebot 10 %
    G. Müller Winnenden
    Abgebot 15 %
    Gotthilf Vollmer Winnenden
    Abgebot 20 %
    Für Kunststein und Terrazzo
    Gotthilf Vollmer Winnenden
    Abgebot 20 % 440,- M
    Abrechnung 515,76 M
    Überzogen 75,76 M
    XI) Malerarbeiten Kostenanschlag 920,- M
    Adolf Sohn Winnenden
    Abgebot 18 %
    Wilh. Schweizer Winnenden
    Abgebot 21 %
    E. Ulrich Winnenden
    Abgebot 30 ½ %
    J. Buck und Köhler Winneden
    Abgebot 33 %
    Fr. Rommel Beinstein
    Abgebot 33 %
    Karl Öttinger Schwaikheim und Wilhelm Schlichenmaier Nellmersbach
    Abgebot 36 %
    Fa. Knörzer Cannstatt
    Abgebot 28 %
    Rudolf Schief Winnenden
    Abgebot 42 %
    Dem Rudolf Schief Winnenden
    Abgebot 42 % 533,60 M
    Abrechnung 894,99 M
    Überzogen 378,61 M
    Nicht berücksichtigte Angebote da nur Teile angeboten wurden
    Grabarbeiten Wilhelm Aupperle und Genossen
    Abgebot 20 %
    Eugen Frank Birkmannsweiler
    Abgebot 6 %
       
    Eisenlieferung Fa. Häussermann Winnenden
    I Träger 100 kg 14,40 M
    u Träger 100 kg 15,40 M
       
    Bauleitungskosten Bayer Baumeister Waiblingen   Abrechnung 1.145,-M


    Die Zusammenstellung zeigt dass gegenüber dem Kostenanschlag mit einer Summe der ausgeschriebenen Gewerk in Höhe von 17.612,30 M
    die Abrechnungssumme dieser Gewerke in Höhen von 17.913,32 M
    eine Geringe Überschreitung in Höhe von 301,02 M = 1,8 % aufgetreten ist.
    Die Überschreitungen, in der Liste rot eingetragen, in Bezug auf die Vergabesummen rührt sicher durch Veränderungen in der Bauausführung, Massenänderungen, gegenüber dem Kostenanschlag her.
    Insgesamt kann man sagen dass der Neubau des Rathauses gewissenhaft und Ordnungsgemäß ausgeführt wurde.
    Die o.g. Abrechnungssumme ist jedoch nicht die endgültige Summe. Hinzu kommen noch Kosten für die elektrische Beleuchtung Umgebungsarbeiten, Möblierung usw.
    Doch während der Bauarbeiten ergaben sich Schwierigkeiten mit der Bezahlung der Handwerker da der zugesagte Kredit der Oberamtssparkasse erst später ausgezahlt wird musste die Gemeinde sich um eine Zwischenfinanzierung kümmern und stelle folgenden Antrag an das k. Oberamt

    Birkmannsweiler den. 17. April 1912
    Oberamt Waiblingen
    1 Beilage

    An das
    Königliche Oberamt
    Waiblingen

    Wie dem königlichen Oberamt bekannt, erhalten wir das Geld zu unserem Rathaus – Neubau von der Oberamtssparkasse aber erst am 15. Dezember d. Jahres.
    Die hiesige Darlehenskasse ist nun in der Lage bis zu diesem Zeitpunkt und etwa 14.000,- bis 15.00,-M vorzustrecken zu 5 %
    Mehr kann aber die Darlehenskasse nicht leisten, da mit dieser Summe der laufende Kredit bei der Zentralkasse schon stark überschritten ist.
    Man bittet deshalb das königliche Oberamt um Erlaubnis zur einstweiligen Verwendung der 2.000,-M welche die Teilgemeinde voriges Jahr als Notstandsbeitrag zur Wasserleitung erhalten hat.
    Wir glauben, dann mit dieser Summe bis 15. Dezember auszukommen zu welchem Zeitpunkt die 2.000,-M wieder ersetzt würden. Das Geld ist scheints würklich etwas knapp, man muss froh sein wenn man welches bekommt.

    Anmerkung Oberamt: Antwort Falls die Nebengenannten 2.000,-M flüssig sind hat deren Verwendung zum Rathausbau bis 15. Dezember 1912 keinen Anstand.
    Waiblingen den 20. 4.12 Königl. Oberamt (Unterschrift)

    Zugleich möchte man das K. Oberamt bitten wenn möglich um baldige Übersendung eines Planes zum Rathaus. Es sind zurzeit alle drei beim königlichen Oberamt.
    Bemerkung Oberamt: 18.4. 1 Uhr abgeschickt.

    Zur Beurkundung
    Schultheißenamt
    Kögel A.V.

    Mit Genehmigung dieses Antrages und mit der Bereitstellung des Zwischendarlehens der Darlehenskasse war die Gemeinde gegenüber den Handwerkern wieder flüssig und konnte die eingehenden Abschlagszahlungen wenigstens in einem zeitlich genehmen Rahmen begleichen.

    Die leidige Ortsvorsteherwahl durchkreuzt immer wieder die Entstehungsgeschichte des Rathauses und es ist anzunehmen dass im Gemeinderat und Bürgerausschuss nicht immer alles friedlich abläuft sonst würden solche Anzeigen und Leserbriefe sicher ausbleiben.

    Beide Anzeigen erschienen im Winnender Volks und Anzeigenblatt vom 21.6.12

    Darauf antwortete am 24.6.12 ein Leser mit Leserbrief im Volks und Anzeigenblatt.

    Zur Ortsvorsteherwahl Birkmannsweiler.

    Die Erwiderung im Anzeigenblatt Nr. 95 gegen den Schultheißenamtsverweser Kögel bestätigt in köstlicher Weise dass gerade Kögel die Eigenschaften hat die von einem tatkräftigen Ortsvorsteher verlangt werden. Seine Gegner geben zu:
    1. Kögel hat ein starkes Rückrat
    2. Kögel hat einen eisernen Willen, der Beugen unter seine Vorgesetzten nicht gelernt hat. (ein gebeugter Nacken ist scheints das Ideal der Einsender, die offenbar nicht zur Demokratie gehören)
    3. Der Milchkassier Kögel hat seine Rechnung richtig geführt, auch ohne einen Revisor.
    4. Kögel zeigt Eifer und Umsicht und ist beharrlich. Mehr und bessere Eigenschaften können von einem Kandidaten, der zudem auch im richtigen Alter steht, nicht verlangt werden.
    Soviel ist auf jeden Fall sicher, dass die Gemeinde Birkmannsweiler mit einem Ortsvorsteher wie Kassier Kögel wohl versehen ist.
    Ein Kenner.

    Warten wir ab was weiter Geschieht in der Ortsvorsteherwahl

    Schon am Anfang der Bauarbeiten hat der Gemeinderat am 29.6.1912 beschlossen dass in den Neubau des Rathauses elektrisches Licht mit eingebaut werden soll und er legte Wert darauf dass die Leitungen unter Putz zu verlegen sind.

    Den Beschluss zur Einführung von Elektrizität im Ort wurde bereits 1910 gefasst und mit dem Kraftwerk Altwürttemberg ein entsprechender Vertrag abgeschlossen.16

    Während der Bauzeit mussten noch mancherlei Verwaltungsaufgaben erledigt werden. Das neuerbaute Rathaus soll ins Grundbuch der Gesamtgemeinde aufgenommen werden. Nachdem die Kelter aber im Eigentum der Teilgemeinde Birkmannsweiler war, bestellte der Gemeinderat am 27.April 1912 den Jakob Frank vom Burkhardtshof als Bevollmächtigten der dazu auserkoren wurde für die Gesamtgemeinde von der Teilgemeinde den Kelterplatz zu erwerben. Abgeschlossen wurde dieser Vertrag am 6.9.1913 dort wurde festgelegt dass die Gesamtgemeinde für den Kelterplatz mit 265 qm einen Kaufpreis von 500,-M zahlte und den Bauplatz in das Grundbuch der Gesamtgemeinde eingetragen wurde.

    Nachdem es bei der Ortsvorsteherwahl am 25 Juni Stimmengleichheit ergeben hat, ist eine Neuwahl vorzunehmen. Gemäß oberamtlichen Erlass17 verhandelt der Gemeinderat und Bürgerausschuss am 4.7. über das Prozedere einer erneuten Wahlhandlung

    3.AugZst 1912
    Bei der gestern zum dritten mal stattgefundenen Schultheißenwahl wurden 85 Stimmen abgegeben, davon entfielen auf den Amtsverweser Kögel 57 Stimmen und 27 Stimmen auf den Ortssteuerbeamten Andrä. Ersterer ist somit zum Schultheiß gewählt. Die Bestätigung der königlichen Kreisregierung hierzu möge nicht zu lange auf sich warten lassen und wünschen wir, dass die Wahl zum Wohle der Gemeinde ausgefallen ist.18

    Die bei der letzten Gemeinde-Visitation beanstandete Beschädigte Kandel soll nach einem Gemeinderatsbeschluss vom 28.8.12 nun doch repariert werden. Der Kandel soll auf eine Länge von 25 m erneuert werden. Da eine öffentliche Ausschreibung voraussichtlich erfolglos sein wird, ist mit dem Pflästerer Seeger in Winnenden einen Akord abzuschließen. Derselbe verlangt für die Arbeit per Quadratmeter 5,-M, inbegriffen Lieferung der Steine sowohl wie des Sandes, also fertige eine Arbeit.

    16 StA
    17 Protokollbuch StA
    18 Volks u Anzeigenblatt Winnenden StA

    Für die Verwendung der alten Pflastersteine ebenso per Quadratmeter 5,-M.
    Es wird beschlossen, dem Plästerer Seeger aus Winnenden die Arbeiten zu übertragen mit einem Fertigstellungstermin vor der voraussichtlichen Einweihung19

    Der Gemeinderat berät am 28.11.1912 über mehrere Angelegenheiten des Rathausbaues und stellte zuerst fest, dass das gegebene Richtfest, welches den Maurern, Zimmerleuten, Grabarbeitern und Taglöhnern in der Krone gegeben wurde, die Gesamtgemeinde übernimmt.20

    Nachdem bei der Einrichtung des Rathauses gespart werden muss soll im Bürgersaal nur das allernotwendigste angeschafft werden. Es sollen zwei neue Tafeln mit je 2,50 m Länge aufgestellt werden, womit der Schreiner Bihlmaier von hier beauftragt wird. Ebenso sollen ein Duzend neue Stühle angeschafft werden und die seither benützten Bänke, Kästen und Stühle sollen nur zum Teil gestrichen werden.

    Weiter kommt der Gemeinderat zu der Ansicht dass noch im Laufe des Jahres das Rathaus bezogen werden soll und dass aus diesem Anlass den Handwerkern welche daran gearbeitet, sowie noch andere eingeladenen Gästen ein Festessen gegeben wird auf Kosten der Gesamt Gemeinde.
    Am 23. Januar wurde nun die festliche Einweihung begangen. Nach entsprechenden Reden begab man sich ins Gasthaus zur Sonne zu Mathias Schwarz der ein festliches Mahl zubereitet hatte, welches er wie folgt abrechnet:
    38 Essen a 2,- 76,- M
    38 Schoppen Wein a 0,70 26,60M
    80 Zigarren a 0,06 4,60M
    107,40M21

    19 Gem Sitzung 28.8.12 StA
    20 Gem.Ratsprotokoll 28.11.12.StA
    21 Wie 17

    Über die Festlichkeiten der Rathauseinweihung berichtete das Volks und Anzeigenblatt in folgendem Artikel:

    Winnender Volks und Anzeigenblatt vom 1. Februar 1913 (Unlieb verspätet)

    Am 23. Januar feierte unsere Gemeinde ein seltenes Fest. War doch unsere Gemeinde seither nicht im Besitze eines eigenen, für ihre Zwecke besonders eingerichteten Rathauses, und es galt nun heute, den neuerstellten Rathausbau offiziell zu übergeben.

    Nachmittags 3 Uhr versammelten sich die Festgäste, an der Spitze Herr Regierungsrat Kauffmann und Herr Oberamtsbaumeister Bayer aus Waiblingen, die bürgerlichen Kollegien und andere Festgäste sowie die Bauarbeiter im Reserveschulsaal des Schulhauses, der vorherigen alten Behausung der bürgerlichen Kollegien, wo Herr Schultheiß Kögel die Fest-Gäste mit einer Ansprache begrüßte und bewillkommte. Herr Hauptlehrer Mergenthaler sprach im Namen der Schule und drückte seine Freude darüber aus, dass die bürgerlichen Kollegien nun auch im Besitz eines eigenen Heim seien, das dem Erbauer desselben zur höchsten Ehre gereiche und das zugleich eine Zierde für den ganzen Ort bedeute. Zugleich wies er darauf hin, dass durch die Macht der Verhältnisse und Zeiten verschiedene Faktoren zusammengewirkt haben, wenn die Gemeinde heute an solch einem Wendepunkt angelangt sei, dass das Rathaus der Schule den Platz räume. Möge auch fernerhin, wenn auch jetzt Räumlich voneinander getrennt, Schule, Kirche und Rathaus zusammenwirken zum Segen der Gemeinde und zum Segen des Vaterlandes.

    Die versammelten Festgäste verließen nun den Reserveschulsaal und begaben sich von da aus zum neuen Rathaus, um zunächst sämtliche Räume des Neubaus zu besichtigen.

    Voll Lobes über den stattlichen Bau und dessen Räume versammelten sich nun die Festteilnehmer im Sitzungssaal des neuen Rathauses, wo Herr Regierungsrat Kauffmann die Festrede hielt. Er führte unter anderem aus:

    Er beglückwünsche die Gemeinde zu dem schönen stattlichen Bau. Haben doch die bürgerlichen Kollegien kein eigenes Heim gehabt und mussten sie doch immer wieder ihre Unterkunft wechseln, nun seien sie im Besitze eines eigenen Hauses, das den Erbauer desselben ehre.

    Volles Lob und volle Anerkennung gebühre dem Baumeister und ebenso auch den Bauleuten, die mit Mühe und Fleiß den Bau erstehen ließen. Dank gebühre auch der Gemeinde, die die Opfer nicht scheute, die zur Ausführung des Baues nötig waren. Er sei in den letzten vier Monaten viermal geschäftlich hier gewesen, aber freilich diesmal sei er mit anderen Gefühlen früher gekommen, als die drei ersten Male, da es galt, hier in Birkmannsweiler den richtigen Mann zum Ortsvorsteher zu gewinnen. Mögen auch hier die Beratungen und Beschlüsse, die in diesen schönen Räumen gefasst werden, der Gemeinde zum Wohle und Segen gereichen.

    Herr Schulheiß Kögel begrüßte ebenfalls die Festteilnehmer bzw. die bürgerlichen Kollegien im neuen Rathaussaal, lenkte die Blicke nochmals auf die besichtigten Räume und legte klar, wie jeder derselben nicht unnötig sei, selbst der Ortsarrest nicht. Er wies auf Grund gemeinderätlichen Beschlusses darauf hin, wie der Rathausbau notwendig wurde und wie auch im neuen Rathaus die bürgerlich Kollegien den Ortsvorsteher in seinem Amt zu unter-stützen bereit sein mögen. Herr Oberamtsbaumeister Bayer verbreitete sich ausführlich über die technische Seite des Neubaus und bezeugte mit Freuden, wie die Kosten für den Bau um ein bedeutendes unter dem Voranschlag blieben, was mit großer Genugtuung und mit allgemeinem Beifall aufgenommen wurde.

    Herr Pfarrverweser Lawton redete vom kirchlichen Standpunkt aus und legte nahe, wie mit dem kulturellen äußeren Fortschritt einer Gemeinde das Innenleben derselben gleichen Schritt halten müsse und in harmonischen Einklang zu bringen sei., wenn es in einer Gemeinde gut bestellt sein soll.

    Nach der offiziellen Feier begaben sich die Festteilnehmer zu einem gemeinsamen Mahl in das Gasthaus zur Sonne, wo man, wie immer, gut geborgen war. Hier wurden bei gemütlichem Beisammensein noch manche Worte gewechselt. Herr Regierungsrat Kauffmann gab seiner Freude darüber Ausdruck, wie er diesmal gerne hieher gekommen, um an der Einweihung des neuen Rathauses teilzunehmen, nachdem er voriges Jahr bei der Ortsvorsteherwahl, die zweimal resultatlos verlief, nicht mit sehr freudigem Herzen anwesend sein konnte. Umso mehr freue er sich aber, wenn am heutigen Tage die Ortsvor-Steherwahl gelöst und nun das dritte Rathaus seit seiner Amtstätigkeit im Bezirk eingeweiht werde. Er wünsche der Gemeinde zu seinem schönen, stattlichen Rathaus viel Glück.

    Herr Oberamtsbaumeister Bayer kam nochmals auf den Rathausbau zu sprechen und wies noch darauf hin, wie nur in einigen Zusammengehen mit der Bauleitung und den Bauarbeitern der Bau, der ja für die Zukunft geschaffen, verhältnismäßig nicht zu teuer zu stehen kam. Er trinke auf das Wohl der Bauleitung und der Bauarbeiter.

    Herr Schultheiß Kögel erwiderte zum wiederholten Male und legte nahe, wie schon zur Zeit des Alten Bundes bei ähnlichen Anlässen Feste gefeiert wurden und wie sich auch die Gemeinde Birkmannsweiler erlauben dürfe, bei der offiziellen Übergabe des neuen Rathauses ein wenig zu festen. Sei das Rathaus nicht für eine Person sondern für die Gemeinde und für die fernere Zukunft gebaut und seien doch auch Nachkommen ihrer Pflichten bewusst; er weihe sein Glas dem Wohl der Gemeinde. Herr Pfarrverweser Lawton sprach noch über das einige Zusammengehen von Kirche und Rathaus und gab noch ein von ihm verfasstes Gedicht zum besten:

    Geschmückt und Wohlgelungen
    Steht vor uns jetzt der Bau
    Nur schade dass der Himmel
    Und auch die Erde grau
    Doch soll uns das nicht stören
    In unsrer Freude heut
    Ist doch das Werk vollendet
    Des freun sich alle Leut.
    Seht an die festen Wänden
    Die neuen Fenster fein
    Hier läßt sich`s sicher wohnen
    Hier fällt viel Licht herein.
    Es braucht viel Licht und Weisheit
    Zu schlichten jeden Streit
    DIE Herrin dieses Hauses
    Sie heißt Gerechtigkeit.
    Gerechtigkeit soll walten
    In diesen Räumen hier
    Und Weisheit sei beschieden
    Dem Rate für und für.
    Gerechtigkeit und Weisheit
    Noch fehlt der Dritt` im Bund
    Das ist die Zucht die Strenge
    Die wacht zu jeder Stund.
    Mein Wunsch fürs neue Rathaus
    Ist ernst und schlicht und klar
    Gerechte Zucht und Weisheit
    Soll herrschen immerdar.

    Herr Hauptlehrer Mergenthaler verbreitete sich in weiteren Worten zunächst über die Bautätigkeit der letzten 50 Jahre, insbesondere der Bautätigkeit in jüngster Zeit in der Gemeinde. Er gedachte hierbei der im Tode vorangegangenen beiden Ortsvorsteher Bihlmaier und Haller und wie unter ersterem schon das Schulhaus vor 25 Jahren für 2 Lehrerstellen erbaut und unter letzterem der neue Rathausbau in die Wege geleitet wurde, und wie nun schneller als man glaubte an Stelle der alten Kelter das neue Rathaus erstand.
    Er drückte seinen Dank den vorgesetzten Behörden aus, die mit Umsicht und Einsicht den Bau in die Wege leiteten, ebenso allen denen, die den Bau fördern halfen, insbesondere auch allen Arbeitern, welche mit vereinter unermüdlicher Kraft den Bau in die Höhe führend bewiesen, wie nur im Geiste` der Einigkeit solche Werke geschaffen werden können. Er wies auf die Kulturarbeit hin und was nur seit einem Generationsalter in Werken des Friedens und zur Unterhaltung des Friedens ist geleistet worden.

    Seien doch solche Feste auch Höhepunkte im Gemeindeleben und wenn manche geschichtlich denkwürdige Zahlen auch die Ortsgeschichte berühren, so schicke es sich doch eigen, dass gerade auch die Rathauseinweihung auf das Jubiläumsjahr 1913 falle und die Amtstätigkeit des neuen Ortsvorstehers in dem neuen Rathaus. Es müsse im Rückblick auf ein Jahrhundert doch gesagt werden, dass sich eben die nationalen Interessen zu einem breiten Strom entwickelt haben, wo der einzelne nicht gegen den Strom schwimmen, den Strom nicht lenken und die Welle nicht regieren kann, aber – um mit dem Altkanzler Bismarck zu reden – „er kann nur von22 und dann endet der Bericht, eine Fortsetzung war nicht zu finden,

    Nach diesem Fest ging das normale Leben der Gemeindeverwaltung und der öffentlichen Kollegien wieder weiter und der neue Ortsvorsteher kann seine Arbeitskraft und Energie einbringen wie er es sich vorgestellt hat.

    Was der Gemeinderat bei seiner Darlehensbeschaffung für den Rathausbau und der Ratenhöhe bei der Rückzahlung voraussah, trat dann auch pünktlich ein. Durch die Einrichtung einer beständigen Lehrerstelle wird es notwendig den Reserveschulsaal für die Schule mit Schulmöbeln auszustatten und dem Unterlehrer ein Zimmer zu möblieren. Im Einzelnen beschließt der Gemeinderat folgende Anschaffungen auf Rechnung der Gemeinde.

    22 Volks und Anzeigenblatt 1913 StA

    1.) es sollen zweisitzige Bänke für die Oberklassen angeschafft werden ( sog. Rettichbänke) für 42 Schüler, von den vereinigten Schulmöbelfabriken bezogen.
    Weiter soll ein Dauerbrandofen im Saal aufgestellt werden
    Die seither bestehende Unterschiedswand soll beseitigt werden
    2.)Für das Unterlehrerzimmer sollen folgende Möbel angeschafft werden:
    eine Eiserne Bettstelle 190x90, ein Tisch mit Schublade, 3 Stühle, Waschtisch mit Kommodeeinrichtung, Nachttisch, außerdem ein Spiegel ein Schirmständer und ein Kohlefüller.
    3.)Diese Möbel als Tisch, Stühle, Waschtisch, Nachttisch, Katheter sowie Podium und Tische im Schulsaal sollen wenn möglich, dem Schreiner Bihlmaier hier zur Fertigung übertragen werden, derselbe hätte einen Kostenvoranschlag einzureichen.23

    Die erste Gemeinderevision nach dem Rathausbau fand am 6+7 Mai 1913 statt, wobei lobend das neue Rathaus erwähnt wurde. Die dabei festgestellten Mängel im Gemeindegebiet die der Gemeinde zur Erledigung anempfohlen wurden berät der Gemeinderat in seiner Sitzung am 24.5.1913 und fasst dabei den Beschluss dass in Birkmannsweiler auch eine Elektrische Straßenbeleuchtung, wie in den Umliegenden Gemeinden eingerichtet werden soll. Weiter werden 2 zusätzliche Schulbänke für die Oberklasse angeschafft werden. In dem Zusammen-hang wurde von verschiedener Seite große Unzufriedenheit über die Leistung des Hauptlehrers zum Ausdruck gebracht und der Ortsvorsteher beauftragt dieses bei geeigneter Gelegenheit dem Lehrer zu unterbreiten.
    Beim Bau des Rathauses wurde, wie schon bemerkt der Kandel beschädigt. Da dieser zur ordentlichen Ableitung des Straßen und der Gebäudeabwässer notwendig ist wird darauf gedrängt dass der Missstand baldmöglichst beseitigt wird, es wundert dass der Kandel doch zur Reparatur an den Pflästerer Seeger bereits im August 1912 vergeben wurde mit der Maßgabe dass der Kandel bis zur Einweihung fertig sei, anscheinend war dies aber nicht der Fall. Weiter seien alle übrigen Brunnenstöcke zu entfernen, so die Revisionsbehörde.

    23 Protokoll v 20.2.13 StA

    Ein weiterer Beschluss erscheint erwähnenswert zu sein den der Gemeinderat ebenfalls an diesem Tag gefasst hatte.

    Den Gemeindepfleger hier zu ermächtigen dass derselbe die z. Z. vorhandene Überschüsse Geld (ca. 1.000,-M) vorübergehend bis mans wieder braucht auf der hiesigen Darlehenskasse anlegen soll.

    Am Sonntag 20. Juli 1913 mittags 1 Uhr fand wieder ein Erdbeben im Ort statt jedoch wesentlich schwächer als das Erdbeben vom 16.November 1911 bei welchem 6 Kamine einstürzten und viele Gebäude Risse bekamen. Die Angst bei der Bevölkerung war jedoch sehr groß. 24

    Aus Anlaß feindlicher Spionage, wurde von der Militärbehörde angeordnet, dass in sämtlichen Gemeinden des Landes eine Bürgerwehr aufgestellt werde.
    Bei einem solchen Wachdienst wurde der Bauer Johannes Schwarz hier, von Heinrich Krauter aus Unvorsichtigkeit in den Fuß geschossen. Schwarz musste sich ärztlich behandeln lassen, war 4 Wochen arbeitsunfähig und verlangt jetzt von der Gemeinde 50,-M Entschädigung. Der Täter Heinrich Krauter ist willens die Doktorrechnung mit 30,-M zu bezahlen. Um die Sache in Güte zu erledigen haben die Kollegien nach längerer Beratung am 26.8.1914 beschlossen:

    Dem Johannes Schwarz 20,-M Entschädigung zu bezahlen, mit welchem er einverstanden ist, sowie in Zukunft keine Ansprüche erhebt.
    Johannes Schwarz

    Am 13.2.1915 berät der Gemeinderat folgendes

    In dieser großen ernsten Kriegszeit ist es Pflicht der Bürgerschaft, an die im Felde stehenden Gemeindebürger zu danken und dieselben durch Briefe und kleine Geschenke in ihrer schweren Stund zu trösten und aufzurichten.

    Nachdem durch zwei Hauskollekten für das Rote Kreuz und unserer Ausmarschierten Gemeindebürger einem jeden schon 2 mal ein kleines Paket gesendet wurde, hat heute der Gemeinderat beschlossen:

    in nächster Zeit soll jedem Ausmarschierten Gemeindebürger ein Paket im Wert von etwa 3,-M gespendet werden. Von den in Garnison befindlichen erhält jeder 3,- M.
    Das Einkaufen usw. Abfertigung der Pakete soll an die Töchter des H. Schullehrers Mergenthaler hier Maria und Luise übertragen werden. Das Geld, etwa 210 / 150 M soll von der Gemeindekasse genommen werden.

    Weil gegenwärtig, März 1916, die 4. Kriegsanleihe zur Ziehung aufliegt, und auch von Gemeinden Ziehungen erwartet werden, hat der Teilgemeinderat beschlossen:

    Das bei der Oberamtspflegekasse in Waiblingen angelegte Geld der Teilgemeinde Birkmannsweiler im Betrage von 900,-M soll als Kriegsanleihe gezeichnet werden, und zwar soll es aufgerundet werden auf 1.000,-M

    Am 6. Juli 1916 beschließt der Gemeinderat dass man sich bei dem hier geborene Bildbauer Karl Kull, ein Sohn des Schuhmachers und Frohsinnwirts Christian Kull, der zurzeit beim Heer Dienst tut bedanken wird. Der Künstler habe eigenhändig das Bildnis seiner Majestät des Königs Wilhelm den II gemalt und der Gemeinde zur Schmückung des Ratsaales geschenkt. Man wird den Dank in einem besonderen Schreiben zum Ausdruck bringen.

    24 Gemeindechronik StA

    Auch im Jahre 1918 hatte man Überlegungen angestellt wie das Ehrenamtliche Engagement in der Gemeinde erhöht hätte werden können und der Gemeinderat befasste sich mit dieser Sache.
    Anlässlich der Beratung des Haushaltsvoranschlags 1918 wird der Gedanke angeregt wie das Interesse der Gemeindeangehörigen an der Gemeindeverwaltung und damit auch die Arbeitsfreudigkeit der Gemeinderatsmitglieder gehoben werden könne. Es wird immer schwieriger die Gemeinderatsmitglieder zu den Sitzungen vollzählig zusammen zu bringen. Es wird ein Vorschlag unterbreitet wonach für die Gemeinderäte der Teilorte an den Gesamt-Gemeinderatssitzungen nun 7,-M Taggeld vergütet wird. Dazu wurde die Gemeindesatzung entsprechend geändert.

    Der Einsatz verschiedener Beizmethoden der Frucht vor der Saat, wobei auch zweifelhafte Präparate dabei waren, veranlassten die Regierung über die künftigen Methoden einer sicheren Handhabung dieser Angelegenheit nachzudenken bzw. eine Landes oder Regionsweite Verwendung vorzuschlagen. Das königliche Ministerium erließ am 24. August 1918 einen entsprechenden Erlass, den der Gemeinderat am 16.9.1918 beraten und folgendes beschlossen hat.
    1. Damit sämtliche Landwirte Gelegenheit haben, ihre Saatfrucht zu beizen, soll im unteren Rathausraum eine Beizstelle errichtet werden.
    2. Für das beizen wird keinerlei Bezahlung verlangt.
    3. Zur Besorgung stellt die Gemeinde einen Mann an, welcher das beizen besorgt.
    4. Die Bezahlung dieses Manns, welcher seine Zeit-Versäumnis anrechnet, geschieht aus der Gemeindekasse.
    5. Das Beizmittel (Formaldehyd) bezahlt ebenfalls die Gemeinde.
    6. Der Burkhardshof errichtet eine Beizstelle für sich.

    Im Laufe der folgenden Jahre wurden regelmäßig Beizstellen im Rathaus eingerichtet und den Bauern zur Verfügung gestellt.

    23.11.1918. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges und der Übernahme der Regierung durch die Revolutionären Soldaten und Bauernräte hält der Vorsitzende des Birkmannsweiler Gemeinderates eine denkwürdige Ansprache an den Gemeinderat:

    Der Vorsitzende besprach im Anfang die politische Veränderung der letzten Tage. Dass die seitherige Regierung gestürzt, sämtliche Könige und Fürsten in Deutschland abgesetzt und eine provisorische Regierung errichtet ist, bestehend aus dem Arbeiter und Soldatenrat. Diese neue provisorische Regierung, welche allseits unterstützt wird, erlässt nun dringende Aufrufe an die Landwirte, dass dieselben in der gegenwärtigen Notzeit und dem Mangel an Nahrungsmittel in den Städten, ihre ganzes Können einzusetzen und Lebensmittel, insbesondere Korn und Milch abliefern so viel sie nur können, damit beim Rückmarsch unseres Heeres, Volk und Heer versorgt wird.
    Das Kollegium ist einstimmig dass jetzt jeder Landwirt seine letzte Kraft anstrengen muss, um Lebensmittel abzuliefern, damit nicht zuletzt die Städter einfach kommen und Gewalt brauchen und so völlige Anarchie einreißt.

    Die von der Regierung gewünschte Errichtung einer bewaffneten Bürgerwehr, wurde nicht gutgeheißen, und daher nicht eingeführt sondern folgende Regelung gefunden:

    Auf die Aufforderung der provisorischen Regierung, einen Bauernrat zu wählen, welcher die Lebensmittel-Ablieferung betreibt, ist vom Vorsitzenden vorgeschlagen:
    Es soll hier der Gemeinderat samt dem Bürgerausschuss als die von der Bürgerschaft erwählten, als Bauernrat gelten.

    Dieses wurde einstimmig gutgeheißen und angenommen, weiter wurde der Vorschlag angenommen die heimkehrenden Soldaten durch eine Bekränzung und Schmückung des Ortes zu begrüßen und allen heimkehrenden Krieger so bald als möglich ein Festessen zu servieren.25

    Die Unterhaltungsarbeiten am Rathaus fingen recht bald nach dem Neubau an. Bereits im November 1920 stellte der Gemeinderat fest dass die Giebelseite des Gebäudes, sowie Läden, Fenster und Türen des Rathauses in Bälde von einem Maler gestrichen werden müssen.
    Zu diesem Zweck soll mit Maler Schief in Winnenden ein Akkord ausgemacht werden.
    Sollte die Forderung desselben zu hoch sein so soll die Arbeit öffentlich ausgeschrieben werden.
    Die Verwaltung holte zu diesen geplanten Arbeiten noch ein Fachgutachten ein, auf Grund dessen die Malerarbeiten am Rathaus hier an Malermeister Schief zum Preisangebot von 1551,50 M einschließlich weisnen des Ratsaales übertragen wurden. Für anbringen des Gerüsts erhält derselbe 150,-Mark.

    Im Laufe der Lebenszeit des Rathauses hat dieses Gebäude noch viel erlebt, einiges davon soll hier noch berichtet werden.

    Die seit 1914 eintretende Geldentwertung veranlasst den Gemeinderat in steter Gleichmäßigkeit die Löhne und Gehälter der Arbeiter und Beamten dieser Entwicklung anzupassen.

    Im Mai 1922 wird vom Oberamt in Form eines Erlasses die Zusammenlegung von Gemeinden zur Förderung des Wohnungsbaues ins Spiel gebracht worden, worauf der Gemeinderat solches ablehnend bescheidet.26

    Im Oktober 1922 sollte der Gemeindepfleger die Kohlen für die Gemeinde sofort bezahlen, das ging aber nicht, er hatte keines. Geld auf kurze Zeit aufzunehmen blieb erfolglos. Es blieb nichts anderes üblich als bei der Zentralkasse die Verzugszinsen von 15 % zu bezahlen. Auch eine Folge des Geldverfalls.27

    Am 20.7.1923 ist der Gesamtgemeinde und Teilgemeindepfleger Johannes Kögel verstorben, und als sein Nachfolger wurde im Gemeinderat Karl Übele gewählt.28

    Im Jahre 1924 ist die Plage der Inflation vorbei. Die Gemeinde hatte im Mai 1923 Adolf Frank vom Burkhardtshof 600.000,-M als schwebende Schuld aufgenommen. Nach der Goldmark-Berechnung sind dies nun 54,-M. Der Gemeinderat berät am 22.5.1924 darüber und bietet dem Frank an 50-60 Goldmark als Schuld und Zinszahlung an.

    25 Gemrats Protokollbuch 1917-26 StA
    26 Gemrats Protokollbuch 1917-26 StA
    27 Gemrats. Protokoll 18.10.22 StA
    28 Gemrats.Protokollbuch 1917-26 StA

    Im September 1924 wurde festgestellt dass die Dachrinne am Rathaus kaputt ist und gerichtet werden muss. Zu diesem Zweck muss ein Gerüst angebaut werden. Mit der Dachrinnen-Erneuerung soll gleichzeitig der Dachvorsprung und die Windbretter gestrichen werden, wobei die vermürbten Windbretter vorher zu erneuern sind. Das Gerüst stellt der Gipser
    Schlitter aus Oppelsbohm.
    Im Jahre 1927 richtete die Fa. Knaus eine Kraftfahrzeuglinie ein und erhebt die Gemeinde keine Beschwerde, wenn der Kraftwagen alle Tage seine regelmäßigen Touren fährt und am Rathaus hier seine Haltestelle hat.

    Am 27.9.1930 berät der Gemeinderat über das untere Rathaustor und stellt fest dass das untere Rathaustor schon so schadhaft ist, dass es erneuert werden sollte.
    Da es ein Blendtor ist, und nie benützt wird und die Wetterseite ist, wodurch ein neues sehr bald wieder kaputt wäre ist Beschluss: das Tor soll mit Backsteinen zugemauert und vergipst werden.

    Der Gemeinderat verhandelt am 18.4.1931 über die Gesamtgemeinde.
    Die zwei Teilgemeinden Birkmannsweiler und Burkhardtshof sind entsprechend den Bestimmungen der Art. 322 u. 323 G.O. aufgehoben, weil keine von beiden ihre Aufrechterhaltung gemäß Art. 323 G.O. beantragt hat.
    Zur Regelung der nunmehrigen Verhältnisse beschließt der Gesamtgemeinderat gemäß Art. 303 G.O. folgende Satzung der Gesamtgemeinde.
    Die Gesamtgemeinde Birkmannsweiler besteht aus den Orten Birkmannsweiler und Burkhardtshof und der Teilgemeinde Buchenbachhof. (Hofgut des herzogliches Rentamts)

    Schon wieder wackelte in Birkmannsweiler die Erde zum ersten mal am 21.2.1933 und dann wieder am 1. März. Die Möbel und die Bilder an den Wänden wankten.29

    Der 13. März 1933 war für die hiesige Gemeinde ein besonderer Tag. Am Abend wurden auf dem Rathaus die Flaggen gehisst, wobei die hiesige Abteilung der Hitlertruppe etwa 12 Mann ein Lied vor dem Rathaus sangen. Die große Mehrheit hier begrüßte die neuen Flaggen.

    Nach dem Gleichschaltungsgesetz vom 31.3.1933 ist auch hier der Gemeinderat neu gebildet worden. Von den seitherigen 8 Mitgliedern sind nur 2 im neuen Gemeinderat, 4 sind neu dazugekommen. Der Gemeinderat besteht jetzt aus 6 Mitgliedern

    Am 9.5.1933 berät der Gemeinderat über die Ortsstraße
    Schon länger ist es der Wunsch vieler Einwohner, dass die Ortsstraße geteert wird um der Staubplage abzuhelfen. Nach wiederholter Beratung ist heute Beschluss:
    Die Ortsstraße soll im Lauf des Sommers von dem Ortsausgang von Winnenden bis an das Gemeindebackhaus bewalzt und geteert werden.
    Die weitere Strecke das Ort hinauf, soll im nächsten Jahr ebenfalls geteert werden und die Hofäckerstraße wird in Adolf Hitlerstraße umbenannt.

    Verhandelt am 21. Oktober 1934
    Zum Beizen der Saatfrucht ist auf Veranlassung des Ortsbauernführers Bihlmaier ein Trockenbeizapparat beschafft worden, durch Vermittlung der Darlehenskasse.
    Dieser Apparat der allerdings über 140,-M kostet, soll die Gemeinde käuflich erwerben.
    Beschluss:
    Da die Ortsbauernschaft den Überschuss ihres Saatgutackers vom letzten Jahr im Betrag von 42,-M hiezu gibt, erwirbt die Gemeinde den Apparat, indem sie die 42,-M nimmt und das fehlende bezahlt.

    Verhandelt am 2. Mai 1935 mit den Gemeinderäten nachdem durch Gesetz die Teilgemeinden aufgehoben sind besteht auch der Buchenbachhof nicht mehr als Teilgemeinde.

    Verhandelt am 10 / 20 Juni 1935 Mit den Gemeinderäten.
    Der Entwurf einer Hauptsatzung der Gemeinde Birkmannsweiler wird heute zur Beratung vorgetragen. Der Bürgermeister fordert jeden Gemeinderat auf, sich zu dem abgeänderten Entwurf zu äußern.

    29 Gemeindechronik StA

    Gegen den Entwurf hat keiner der Gemeinderäte eine Einwendung erhoben. Darauf fasst der Bürgermeister folgende Entschließung:
    § 1
    Das Amt des Bürgermeisters wird z. Zeit Hauptamtlich nebenberuflich verwaltet.
    Spätestens beim Ausscheiden des derzeitigen Stelleninhabers
    Wird durch Ergänzung der Hauptsatzung die Höhe der Aufwandsentschädigung des künftigen Bürgermeisters bestimmt.
    § 2
    Dem Bürgermeister stehen 2 ehrenamtliche Beigeordnete zur Seite.
    § 3
    Die Zahl der Gemeinderäte beträgt 4, wovon 1 Mitglied auf dem Burkhardtshof seinen Wohnsitz haben muss.
    § 4
    Zur beratenden Mitwirkung werden im Fürsorgeangelegenheiten
    4 Beiräte bestimmt.
    § 5
    Die ehrenamtlichen tätigen Bürger werden als Ersatz ihrer Auslagen und des entgangenen Arbeitsverdienstes folgende Durchschnittssätze vergütet:
    a. Bei Tätigkeiten am Ort bei einer Inanspruchnahme von mehr als 2 bis 4 Stunden 3,-M
    b. Mehr als 4 bis 8 Stunden 5,-M
    c. Mehr als 8 Stunden 7,-M
    d. Bei auswärtiger Tätigkeit Reisekosten und Tagegelder nach dem Sätzen der Stufe IV der Reisekosten-bestimmungen für die württembergischen Beamten vom 15.III. 1934 (Reg. Bl. S. 101)
    § 6
    Diese Satzung tritt an dem der Bekanntmachung folgenden Tage in Kraft. Gleichzeitig tritt die Satzung vom 15. II. 1935 außer Kraft.
    z..B. der Bürgermeister
    Kögel

    Am 9.Oktober 1937 feierte der Bürgermeister Kögel sein 25 jähriges Amtsjubiläum. An der Festsitzung im Rathaus und der anschließenden Feier in der Sonne nahmen Vertreter des Oberamt, Notar, Verwaltungsaktuar, Ökonomierat sowie Bürgermeister der umliegenden Orte und die Einwohnerschaft teil.

    Zur Beseitigung der immer stärker auftretenden Kartoffelkäferplage wurde vom Oberamt auf heute wieder ein Karoffelkäfersuchtag angeordnet. Zur Teilnahme verpflichtet sind:
    Die Schüler der Oberklasse und alle Kartoffelfeldbesitzer die rechts der Hauptstraße von Daniel Schneider bis Wagner und in der Adolf –Hitlerstraße wohnen.
    Zusammenkunft nachmittags 2 Uhr beim Rathaus.30

    Von heute Abend, den 1.9.1939 ist mit Eintritt der Dunkelheit ist vollständig abzudunkeln und zwar bis auf weiteres. Die Luftschutzgeräte, also Wassereimer und Sand sowie Feuerpatsche sind bereitzuhalten.
    Die Keller sind so gut wie möglich als Luftschutzkeller zu richten und zu verlichten. Die Block und Hauswarte werden auf ihre Pflichten hingewiesen.
    Fliegeralarm erfolgt wie bekannt gegeben durch andauerndes Tuten mit dem Feuerwehrhorn, die Entwarnung mit der Schelle.31
    Zeitgleich mit dieser Verordnung wurde Polen der Krieg erklärt und an diesem Tage kamen die ersten Einberufungsbefehle für Männer und Pferde. Zwei Tage später wurden Lebensmittelkarten eingeführt. Da schon alles vorher ausgedacht war ging die Sache reibungslos vor sich.32

    30 Büttel 6.7.38 StA
    31 Wie 30
    32 Gemeindechronik StA

    22.2.1940 wurde Bürgermeister Johannes Kögel altershalber auf Grund des Gesetzes vom 10.12.1937 zur Ruhe gesetzt. Er war damals 69 Jahre alt und führte die Gemeinde 25 Jahre lang. Weil zu der Zeit Pläne für eine Zusammenlegung verschiedener Gemeinden in Erwägung gezogen wurden, blieb diese Stelle vorerst unbesetzt und werden die Geschäfte vom Bürgermeisterstellvertreter Wilhelm Kögel weitergeführt.33

    Die hiesige Gemeinde muss dieses Jahr 80 Ar Flachs anbauen. Wer einen geeigneten Acker pachtweise für dieses Jahr zur Verfügung stellen möchte wird gebeten dies dem Ortsbauernführer zu melden. Der Flachs würde dann im Gemeinschaftsarbeit von denen gebaut die selbst keinen Flachs anbauen. Wer aber selbst anbauen kann, muss dies unbedingt tun, da der Flachs notwendig für die Landesverteidigung benötigt wird.

    Morgen Abend 5 Uhr hat die ganze Feuerwehr einschließlich Hitlerjugend in voller Ausrüstung zu einer Übung auszurücken.34

    Der gibt am 30. September 1940 bekannt dass ab sofort beim Abbrennen von Kartoffelkraut usw. ist darauf zu achten sei, dass bei eintreten von Dunkelheit, die Feuer gelöscht ein müssen. Zuwiderhandlung wird bestraft.

    Das Kriegsgeschehen wird auch in Birkmannsweiler spürbar denn aus den
    Aus Luftgefährdeten Gebieten sollen auch in hiesiger Gemeinde Mütter mit Kindern untergebracht werden. In Frage kommen Gasthäuser wie Privat-Haushaltungen. Die Gastgeben erhalten eine tägliche Entschädigung für die Mütter 3,50 RM für ein Kleinkind 2 RM und für einen Säugling 1,50 RM.
    Näheres ist bei Zellenwalter Karl Schwarz hier zu erfahren, woselbst auch Meldungen entgegen genommen werden35

    am 7. November 1942 gibt der Büttle folgendes bekannt.
    Morgen Sonntagnachmittag ½ 2 Uhr findet vor dem Denkmal zum Gedenken an die Gefallenen des vergangenen und jetzigen Krieges, mit Aufstellung von Namenstafeln für die von hier gefallenen, eine Feier statt. Es ist eine Ehrenpflicht, dass die ganze Gemeinde geschlossen daran teilnimmt. Die Verbände und Vereine stellen sich pünktlich um ¼ 2 Uhr vor dem Schulhaus auf.

    Am 27. Januar 1944 wird noch auf die restlose Entrümpelung der Bühnenräume erneut hingewiesen. Die Besitzer von Fahrzeugen werden aufgefordert, dieselben so in die Scheunen und Schuppen zustellen dass die Deichsel auf den Ausgang steht.36

    Und am 20.April1944 rückten die Amerikaner in Birkmannsweiler ein, zuerst ein leichter Spähwagen, dann die Panzer von Bürg her, wobei einer beim Überqueren der steinernen Brücke über den alten Bach kopfüber in den Bach gestürzt ist und drei amerikanische Soldaten, ohne kriegerisches dazutun um Leben kamen.37

    Landrat Schmidt nötigte David Klöpfer Maurerpolier hier die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters kommissarisch zu übernehmen. Er trat seinen Dienst im Rathaus am 12.6.1945 an, anfangs ganz allein, denn es durfte ja kein Beigeordneter aus dem 3. Reich nicht tätig sein. Am 27.1.46 wurde erstmals nach dem Krieg ein Gemeinderat gewählt und am 1. Februar 1948 wurde David Klöpfer mit 86% der abgegebenen Stimmen gewählt. Die Wahlbeteiligung betrug 67,5 %

    33 Gemeindechronik StA
    34 Der Büttel 9.2.40
    35 Der Büttel 28.5.41
    36 Der Büttel StA
    37 Gemeindechronik StA

    Am 21.6.1948 trat die Währungsreform in Kraft und ab sofort gab es die DM

    Im Dezember 1952 wurde mit dem Bau eines zusätzlichen Schulsaales neben dem Schulhaus begonnen und konnte am 17. Oktober 1953 unter dem Beisein Von Landrat Berthau und dessen Frau eingeweiht werden.

    Nach langer Planung wurde mit den Bau des Leichenhauses im Friedhof begonnen und im Frühjahr 1956 fertiggestellt. Der Bau war notwendig geworden indem bei den Sterbefällen von Neubürgern diese im Rathaus aufgebahrt werden mussten, indem diese Leute in ihren engen Wohnungen keinen Platz hatten.38

    David Klöpfer, Bürgermeister von Birkmannsweiler stirbt nach 15 jähriger Amtszeit und wird am 17. Februar 1960 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zu Grabe getragen. Er übernahm sein Amt 1945 in turbulenten Zeiten und erhielt zweimal das Vertrauen der Bevölkerung.

    Nach einem nicht immer fairen Wahlkampf wurde am 10.4.1960 der 1935 in Mühlhausen geborene Hans Joachim Ritter mit überwältigender Mehrheit zum Bürgermeister und Nachfolger von David Klöpfer gewählt. Die beiden Birkmannsweiler Bewerber blieben weit hinter den Erwartungen ihrer Unterstützer zurück.

    Am 30. April 1960 wurde in einer außerordentlichen Gemeinderatsitzung im Rathaussaal Bürgermeister Ritter in sein Amt eingeführt. Die Ehrengäste, Landrat Bertheau, Bürgermeister Käßer für die Nachbargemeinden und die zahlreich anwesende Bürger wurden vom stellvertretenden Bürgermeister Gottlob Schwarz begrüßt.
    In Launigen Worten wies er darauf hin, dass nun eine Jahrhundertalte Tradition zu Ende gehe, wenn die Gemeinde nun einen Fachbürgermeister in Dienst nehme.

    Nach diesen launigen Worten nimmt nun das älteste Mitglied des Gemeinderates, Albert Frank dem neuen Bürgermeister den Diensteid ab.

    Das war neu in Birkmannsweiler, dass im neu erschienen Amtsblatt Nr. 1 zu einer öffentlichen Gemeinderatsitzung ins Rathaus eingeladen wurde, der eine beachtliche Zahl von Bürgern (keine einzige Frau) folgten. Bei der Beratung wurde bemerkt dass sich die Bürgervertreter mit der Öffentlichkeit schwer taten, die 12 Tagesordnungspunkte wurden jedoch zügig behandelt. Unter anderem wurden folgende Beschlüsse gefasst: die aus dem Jahre 1926 bestehende Straßenbeleuchtung wird auf Leuchtstoffröhren umgestellt; Oberlehrer Hummel scheidet aus dem Schuldienst aus, die freiwerdende Stelle muss ausgeschrieben werden; Erich Kögel wird als Gemeinderat vereidigt; Die Feuerwehrsatzung wird in Bezug der Feuerwehrabgabe neu gefasst; Im Ort werden Straßennamen neu geordnet oder eingeführt; Über die Anschaffung einer neuen Feuerspritze wurde Beschluss gefasst; Der Wunsch des VfR zum Einbau einer seitlichen Tür auf die Bühne in der Buchenbach-Halle wird erfüllt; Auch wenn es den Räten etwas Unbehagen verschaffte über die Höhe des Gehaltes des Bürgermeisters öffentlich zu beraten, wurde auch dieser Punkt erledigt.
    Ein Beschluss zur Vergrößerung des Friedhofes und die Aufstellung eines Ehrenmales wurden gefasst und als es wegen des Milchhauses zu einer lautstarken Auseinandersetzung kam, wurde die Sitzung durch Bürgermeister Ritter abgebrochen. Damit war das Thema Milchhaus aber nur vorerst erledigt.39

    38 Chronik StA
    39 Gemeinderatsitzung v. 14.6.1960

    Da Bürgermeister Ritter nicht mehr im Ort selbst wohnt und dies von den Bürgern als ein nicht haltbarer Zustand sei, bringt Bürgermeister Ritter seine momentane Wohnsituation zur Sprache und betrachtet es, unter Zustimmung des gesamten Gemeinderates, als einen unzumutbaren Zustand, zumal er die Absicht habe, zu heiraten. In dieser Wohnung sei es ihm nicht möglich Besucher zu empfangen, wenn sie außerhalb der Dienstzeit seine Hilfe in Anspruch nehmen wollen.
    Aus dem Rat kam der Vorschlag im Dachgeschoss des Rathauses eine dementsprechende Wohnung einzubauen, die dann ja bei einem Wachstum der Gemeinde, als Diensträume benützt werden könnten. Die Gemeinderatsmitglieder sehen die Notwendigkeit einer Wohnungsbeschaffung voll ein, darum ergeht folgender Beschluss: 40 Die Wohnsituation des Bürgermeisters mit einer Wohnung im Dachgeschoss zu verbessern und einen Architekt mit der Ausarbeitung eines Vorschlages zu beauftragen.

    In den Jahren 1962-63 lief es nicht rund in der Verwaltung. Im Nachhinein könnte man annehmen dieser Posten sei dem Bürgermeister über den Kopf gewachsen.

    Wegen der andauernden Abwesenheit von Bürgermeister Ritter, gegen den ein Disziplinarverfahren läuft, hat der Gemeinderat am im März 1964 den Nellmersbacher Bürgermeister Hans König zum Amtsverweser bestellt.

    Nach dem Rücktritt von Amtsverweser König von seinem Posten wurde vom Gemeinderat der 26 jährige Verbandsoberinspektor Friedrich Seibold aus Grunbach zum Amtsverweser gewählt.

    8.9.1965. Der suspendierte Bürgermeister Hans Joachim Ritter machte an seinem einstigen Wirkungsort einen Besuch, dessen Ergebnis ein Vergleich mit der Gemeinde darstellt der zwar noch der Zustimmung des Gemeinderates und des Landratsamtes bedarf. Nach der Zustimmung dieser beiden, tritt Ritter von seinem Amt zurück und macht den Weg frei für Neuwahlen.

    Nach mehr als einjähriger Interimszeit wurde am 6.12.1965 der bisherige Amtsverweser und einzige Bewerber zum Bürgermeister von Birkmannsweiler gewählt. Bei einer Wahlbeteiligung von 60,7%. Von 492 abgegebenen Stimmen entfielen 462 Stimmen auf den Bewerber Seibold.

    2.2.1966 WZ.
    Birkmannsweiler hat wieder einen Bürgermeister. Am Montagabend wurde der bisherige Amtsverweser der Gemeinde, Friedrich Seibold, der bei der Bürgermeisterwahl am 5 Dezember vorigen Jahres mit hoher Stimmenzahl gewählt worden war in sein Amt eingeführt. Unter den Gästen, die an der in festlichem Rahmen gehaltenen öffentlichen Sitzung der Gemeinderats im Sal der neuen Birkmannsweiler Schule teilgenommen haben, befanden sich Landrat Bertheau, Bürgermeister Schwab als Obmann der Bürgermeistervereinigung im Kreis Waiblingen, Bürgermeister König, Verwaltungsaktuar Kallenberg, Bürgermeister Hinderer aus Winterbach sowie die Vertreter von Kirchen, Schule, Vereinen und Gemeindeverwaltung. Nach verschiedenen Grußworten übergab der Stellvertretende Bürgermeister Gottlob Schwarz seinem Kollegen Eugen Rommel das Wort der Bürgermeister Seibold in sein Amt einführte und Friedrich Seibold den Amtseid abnahm.

    Während der Amtszeit von Bürgermeister Seibold nahm die Gemeinde volle Fahrt auf was die bauliche Weiterentwicklung betraf. Viele Dinge die während der Ritterzeit angestoßen wurden, wurden fortgeführt und beendet.
    Das Rathaus stand stetig im Mittelpunkt des Geschehens. Eine angeregte oder angedachte Ortskernsanierung mit Planungsideen unter anderem vom Planungsbüro Kilpper und Partner aus Stuttgart sahen auch eine neue Ortsmitte vor mit neuer Straßenführung bei welcher der Standort altes Rathaus auch auf wackeligen Beinen stand. Die Gemeindereform hat vieles unterbrochen oder in andere Bahnen gelenkt.

    40 Gem.Rat.Sitzung 26.5.1961

    Auch Birkmannsweiler musste sich mit diesem Thema befassen und über eine Eingliederung nach Winnenden beschäftigen.

    Die Stadt Winnenden erwartet von Birkmannsweiler eine Antwort ob über eine Eingliederung weitere Verhandlungen geführt werden und was sie beinhalten sollen. In einer weiteren Bürgerversammlung, zu der in das Gasthaus Sonne eingeladen wurde, erarbeiten die Bürger, nach eingehender Voraus- und Rückschau von Bürgermeister Seibold, Vorschläge für die weiteren Verhandlungen. Mehrere Vorschläge wurden diskutiert wie: Ortschaftsverfassung ja oder nein, Ortschaftsrat oder die weitere Offenhaltung des Rathauses mit qualifizierten Mitarbeitern. Künftige Investitionen sollen festgelegt werden. Kulturelle Selbständigkeit müsse erhalten bleiben. Abschließend kündigte Bürgermeister Seibold an, dass im Dezember eine dritte Gesprächsrunde stattfinden werde um abschließend die Marschrichtung für weitere Verhandlungen festzulegen.41

    Mehrere gemeinsame Verhandlungen wurden noch geführt, aber auch die Gemeindearbeit weitergeführt. Am 14.4.72 kündigte Bürgermeister Seibold an dass der Ärger mit nur einer Zufahrt in das Industriegebiet bald der Vergangenheit angehöre.

    Diese und andere Probleme wurden noch angepackt aber der Zeitrahmen bis zur Eingemeindung wurde immer kleiner und
    eines Tages war es dann soweit

    die letzte Rathausmannschaft.

    Die Winnender Zeitung berichtete am 2.1.1974
    „Wir steigen um in ein größeres Boot“

    war das Motto beim Stehempfang in der Buchenbachhalle als 7. Stadtteil Winnendens.

    Mit den Worten „Gestern waren sie hier noch unsere Gäste, heute sind sie hier zu Hause“ begrüßte Bürgermeister Seibold Oberbürgermeister Hermann Schwab, Bürgermeister Karlheinrich Lebherz, Mitglieder der Verwaltung und zahlreiche Winnender Gemeinderäte, die sich, wie auch die Gemeinderäte aus Birkmannsweiler und viele Bürger, zu einem kleinen Stehempfang anlässlich der Eingliederung der Gemeinde in die große Kreisstadt Winnenden in der Buchenbachhalle eingefunden haben.

    Der ehemalige Gemeinderat hatte auf eine kostspielige Feier verzichtet und Friedrich Seibold beauftragt, stattdessen 2.000,-Mark aus der Gemeindekasse der Paulinenpflege zu übergeben.“ damit wollen wir den Ärmsten der Stadt helfen“. Das Geld ist für das Kinderdorf Bodenwald gedacht. Dankbar nahm Pfarrer Gruner von der Paulinenpflege die Summe entgegen.

    OB Schwab händigte den Birkmannsweiler Gemeinderäten je einen Bildband der Stadt Winnenden aus, den auch Bürgermeister Seibold in Leder erhielt. Frau Seibold erhielt stellvertretend für alle einen Blumenstrauß.

    Oberbürgermeister Hermann Schwab übernahm von Bürgermeister Friedrich Seibold die Rathausschlüssel und sagte dazu, dieser Schlüssel soll auch der Schlüssel zu den Herzen der Birkmannsweiler Bürger sein soll.

    Bürgermeister Seibold und Oberbürgermeister Schwab gingen in ihren weiteren Ausführungen auf die lange Verhandlungszeit und auf die, oftmals gegenteiligen Standpunkten ein, die man der Notwendigkeit des Zusammenschlusses untergeordnet habe. Weiter führt OB Schwab aus dass man in Zukunft an die Erledigung der in der Eingliederungsvereinbarung gemeinsam herangehen werde.

    41 Ortschronik 15.11.71

    Als kleine Überraschung verkündete Hermann Schwab, dass der erste neugeborene Bürger Birkmannsweiler ein Sparbuch über 197,90Mark erhalte. Ferner wird das erste Brautpaar aus Birkmannsweiler kostenlos in Winnenden getraut und erhält ein Sparbuch über 223,20 Mark.

    Das sind in Pfennig die Einwohner der Stadt Winnenden einschließlich Birkmannsweiler am gestrigen Tag.

    Am Vormittag zur Zeit des Kirchgangs hatten beherzte Bürger nach aussichtslosem Kampf ihre verstorbene Gemeinde mit einem Trauerzug zu Grabe getragen und gegenüber dem Sportplatz an der Jahnstraße zur letzten Ruhe niedergelegt.

    Dieser Akt wurde von den Winnender Kollegen nicht als das gesehen, was man in Birkmannsweiler ausdrücken wollte, sondern erzeugte bei manchen vollkommen unnötigen Ärger und Zoff, der noch lange Zeit nachhallte.

    Dieser Ärger brandete nochmals auf als es bei dem Ausbau der Ortsdurchfahrt um den Rathausabbruch ging.

    Rathausabbruch
    Seit vielen Jahren ist es eine Forderung der Verwaltung und der Bürger von Birkmannsweiler die Ortsdurchfahrt dem gestiegenen Kraftfahrzeugverkehr anzupassen. Da es sich dabei um eine Landesstraße handelt war die Straßenbauverwaltung mit der Ausbauplanung beschäftigt.
    Damals galt für solche Planungen noch der Grundsatz „freie Fahrt für das Auto“
    Die Planung sah für die Ortsdurchfahrt vor, das Rathaus abzubrechen um einen größeren Kurvenradius in diesem Teil der Ortsdurchfahrt, bei 6,50m Straßenbreite zuzüglich beiderseitiger Gehwege und einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf 50 Km, zu erreichen.
    Diese Planung wurde nicht in allen Bereichen der Verwaltung als das nonplusultra betrachtet zumal sich auch in der Bevölkerung gegen den Abbruch des Rathauses Wiederstand abzeichnete. Die Straßenbauverwaltung erarbeitete einen Alternativplan der bei obigen Vorgaben, bezüglich Straßenbreite, Kurvenradius usw. vorsah des Geb. Nr. 3 oberer Kirchweg, das alte Schulhaus, welches im Besitz der Fam. Bihlmaier war, abzubrechen, anstatt des Rathauses.
    Die Stadtverwaltung Winnenden, erst seit einem Jahr Rechtsnachfolgerin der ehemals selbständigen Gemeinde Birkmannsweiler, wollte sich wegen des Rathausabbruches wohl nicht den Ärger der Birkmannsweiler Bürger zuziehen und ließ sich auf eine private Bürgerumfrage ein, die dann im August 1975 durchgeführt wurde.
    Ein Flugblatt wurde unter der Bevölkerung mit folgendem Inhalt verteilt, wobei der Urheber nicht festgestellt werden konnte.

    Bürgerinnen und Bürger

    Das Birkmannsweiler Rathaus – eines der schönsten im Rems-Murr-Kreis – soll der Verkehrsplanung zum Opfer fallen.

    Geht es nicht auch anders?

    Brauchen wir eine Rennbahn durch das Dorf?

    Müssen wir uns der Behördenwillkür beugen?

    Muss ein handwerklich so schönes Gebäude der Spitzhacke zum Opfer fallen?

    Ein Fußgängerdurchgang unter dem Rathaus könnte auch eine Lösung sein.

    Im September fällt im Ortschaftsrat die Entscheidung über das Für und Wieder. Sprechen sie mit den Ortschaftsräten. Verhindern sie die Verwüstung unseres Dorfbildes!
    Tragen sie sich in die Listen gegen den Abbruch des Rathauses ein. Sie liegen in allen Geschäften und Gaststätten auf.

    Ein Bürger meldete sich am 18.8.1975 mit folgendem Brief an die Verwaltung zu Wort.

    Meine Meinung zu dieser Sache.

    Die, meines Erachtens beste und verkehrstechnisch günstigste Lösung in der Hauptsache für die bisher sehr gefährdeten Fußgänger wäre
    Den Abbruch des Rathauses und
    Den Abbruch des Gebäudes Nr. 3
    Keiner der angeführten Gründe für den Erhalt des Rathauses scheint mit so triftig zu sein, dass ein Abbruch nicht möglich wäre.
    Hierbei muss ich an das Flugblatt denken (ohne Angabe des Verfassers bzw. Verantwortlichen!) in dem das Rathaus als „eines der schönsten im Rems-Murr-Kreis“ gepriesen wird, was, gelinde gesagt, übertrieben ist.
    Falls eine gütliche Einigung mit der Eigentümerin des Gebäudes Nr. 3 möglich ist, sollte dem Abbruch auch dieses Hauses nichts im Wege stehen. Andere Gründe stechen meines Erachtens nicht.

    Winnenden-Birkmannsweiler 18.8.1975

    Es gab sicherlich noch mehrere solcher Äußerungen, die sind mir aber nicht bekannt.

    Mit diesem Papier haben 573 interessierte Bürger ihre Meinung zu dem Abbruch des Rathauses kundgetan, über den geplanten Ausbau der Ortsdurchfahrt wurde keine Meinung hinterfragt.

    Für die Lösung Nr. I Abbruch des Gebäudes Hauptstraße Nr.10 (eigentlich oberer Kirchweg 3) bei gleichzeitiger Erhaltung des Rathauses Stimmten 405 Bürgerinnen und Bürger

    Für die Lösung Nr. II Abbruch des Rathauses bei gleichzeitiger Erhaltung des Gebäudes Nr. 3 Stimmten 168 Bürgerinnen und Bürger

    Auch Stimmzettel mit persönlichen Meinungen wurden abgegeben, mit weitreichenden Gedanken einer Umgehungsstraße.

    Sicher ein Wähler der mit der Obrigkeit nicht die besten Erfahrungen gemacht hat.

    Vor allen Dingen aber hat er sich zur Sache geäußert.

    Der Ortschaftrat und der Gemeinderat der großen Kreisstadt haben sich ebenfalls mit dem Thema befasst nachdem die Bürgerinnen und Bürger von Birkmannsweiler sich für den Erhalt des Rathauses stark gemacht haben.

    In beiden Gremien waren die Entscheidungen für den Erhalt des Rathauses und für eine Ortsdurchfahrt die keine Schneise in den Ort schlägt gefallen.

    Wenn sich im Stadtrat auch eine Gruppe für den Abbruch des Rathauses stark machte und ein Jahr nach der Eingemeindung immer noch verärgert ist über die Beerdigungszene bei den Eingemeindungsfeierlichkeiten und sich mit Äußerungen „dia brauchet koi Rothaus meh“ meldeten.

    Ob nun das Umfrageergebnis oder die Beratungen im Ortschaftsrat oder im Gemeinderat zu der Entscheidung führten, das Rathaus nicht der Ortsdurchfahrt zu opfern ist letztendlich unerheblich, wichtig war, das Rathaus stehen zu lassen und zu erhalten, denn spätere Ortsdurchfahrtsplanungen haben mehr auf die Belange der Bürger Rücksicht genommen und Schneisen in gewachsenen Strukturen eine Absage erteilt und somit die damalige Entscheidung bestätigt wie beigefügter Zeitungsbericht zeigt:

    Im Rathaus wird eine Außenstelle eingerichtet, in welcher die Teilortsprechstunden abgehalten wurden, die einige Stunden pro Woche besetzt sind.

    Berta Müller konnte am 01. Mai 1992 auf eine 40jährige Tätigkeit bei der Gemeinde Birkmannsweiler bzw. seit der Gemeindereform bei der Stadt Winnenden zurückblicken.

    Das Arbeitsjubiläum nahm Oberbürgermeister Lebherz zum Anlaß, Berta Müller in der Verwaltungsstelle in Birkmannsweiler zu besuchen und der an Dienstjahren bei der Stadt und an Lebensjahren ältesten aktiven Mitarbeiterin für ihre Arbeit und Treue zu danken. Er wünschte ihr alles Gute und sprach die Hoffnung aus, dass Berta Müller den Birkmannsweiler Bürgern als Ansprechpartnerin noch möglichst lange erhalten bleiben möge.42

    42 Verwaltungsbericht 1992

    Aber nicht nur die Verwaltungsstelle blieb im Rathaus. Frau Hotzelmann, die Gattin des evangelischen Pfarrers von Birkmannsweiler, richtete sich im Sitzungssaal eine Puppenspiel-Bühne und Werkstatt ein. Sie beendete ihre Tätigkeit mit Ende der Dienstzeit ihres Ehemannes als Pfarrer hier.

    Im ehemaligen Amtszimmer richtete die Akkordeonmusikschule einen Unterrichtsraum, ab dem Jahre 1983 ein. Mit dem Rückgang von Musikschülern und frei werdenden Stunden im eigentlichen Probenraum wurde der Mietvertrag 1998 beendet.

    Nach Frau Hotzelmann bezog die DRLG zum Jahresanfang 1993 den Ratsaal als ihren Vereinsraum bis ihnen im Wunnebad 2012 die entsprechenden Räumlichkeiten zugewiesen werden konnten.

    Die Stadtverwaltung hat sich für eine Nutzung des leerstehenden Dachraumes den Einbau einer 3 Zimmerwohnung vorgenommen. Im gleichen Zug soll im EG eine Garage eingebaut werden. Genehmigt wurde diese Maßnahme im Jahre 1984, wobei das Denkmalamt Bedenken gegen die geplanten Dachfenster hatte. Die Wohnung bestand aus einem Wohnzimmer nach Westen, Schlafzimmer zur Straße, Zimmer und Küche nach hinten und Bad u WC nach Osten.

    Wer weiß wie die Zeit von Birkmannsweiler gelaufen wäre wenn Bürgermeister Ritter schon diese Wohnung zur Verfügung gehabt hätte.

    18.2.1998 (Blickpunkt)
    Frau Berta Müller die am 1.5.1952 bei der ehemals selbständigen Gemeinde Birkmannsweiler ihren Dienst begann und von der Stadt Winnenden 1974 bei der Gemeindereform übernommen wurde tritt nun 78 jährig ihren Ruhestand an und wurde offiziell verabschiedet. Frau Müller hatte nach der Eingemeindung, in Birkmannsweiler die Sprechstunden im Rathaus Montagnachmittag und Freitagvormittag abgehalten. Dies auch über ihr 65 jähriges Lebensjahr weit hinaus, und auch als in den anderen Teilorten die Sprechstunden durch den Gemeinderat längst abgeschafft waren.
    Oberbürgermeister Bernhard Fritz ehrte sie für ihr Engagement mit der Bürgermedaille in Bronze

    In den vergangenen Jahren wurden mehrere kleinere Firmen oder Personen im Rathaus einquartiert die aber nur kurze Zeit dort waren, und deshalb nicht alle aufgezeichnet wurden.
    Nur eine Begebenheit möchte ich noch anführen.
    Im Jahre 2001 plante die Stadt im Rathaus die Einrichtung von Kindergartenräumen, reichte ein Baugesuch ein welches am 13.3.2001 genehmigt wurde, auch genehmigt gegen die Einsprüche der Nachbarn. Es war von Anfang an ein Provisorium um eine momentane erhöhte Nachfrage an Kiga-Plätzen abzudecken. Diese Kiga-Abteilung wurde von 2001 bis 2003 betrieben.

    Im Laufe des Jahres 2012 wurden die Verkaufsabsichten der Verwaltung, was in Birkmanns-weiler das Feuerwehrgerätehaus und Rathaus betrifft immer konkreter und so wurde mit der Entmietung der Gebäude begonnen die dann ab Oktober zum Verkauf bereitstanden.

    Es ist schade wenn ein solches Gebäude wie das Rathaus, das so viel Herzblut vom Gemeinderat und der Bürgerschaft erforderte, das letztendlich auf Anordnung der vorgesetzten Behörden erbaut werden musste, aus dem Besitz der Komune entlassen werden muss. Es ist nur zu hoffen dass beim Verkauf darauf geachtet wird dass es seinen Ortsbildprägenden Charakter behalten wird.

    Epilog zum Rathaus.

    Die im Moment geplante Entwicklung der Stadt Winnenden und im speziellen hier im Stadtteil Birkmannsweiler kann nicht ohne Erwiderung bleiben, auch dann nicht wenn man die demographische Entwicklung in der Gesamtstadt und auch im Land und Bund mit in die Erwägungen einbezieht.

    Unser Teilort hat als einer der wenigen in den letzten Jahren eine Aufwärtsentwicklung bezüglich der Verbesserung der Lebensqualität im Ort genommen. Ganz sicher aber nur aus Initiativen die im Ort seinen Ursprung hatten. Ich denke nur an die Weiterführung der Umgehungsstraße, den Bau der Aussegnungshalle, den Ausbau und Sanierung der Ortsmitte und vieles andere. Dies wäre sicher nicht möglich gewesen ohne das notwendige Dazutun der Stadt. Aber reicht das um einen Teilort mit ca 3000 Einwohnern lebenswert zu halten wenn nur noch Bäcker und Metzger und Getränkehändler vor Ort sind.

    Wenn der Lebensmittelladen verschwindet, wenn das Feuerwehrmagazin mitsamt der Feuerwehr verschwindet, wenn das Rathaus verkauft wird, wenn man plant den Kiga in der Hofäckerstraße in den Kiga in der Jahnstraße zu integrieren. Wenn die Grundschule ausgedünnt wird dass es nicht mehr reicht um einen Schulchor, der wie kein anderer in das Dorfleben integriert ist, zu unterhalten.

    Es ist wohl hilfreich wenn am Dorfplatz jetzt ein Obst und Gemüsehändler 2 mal die Woche seinen Stand aufmacht, das ist aber nicht das was man gemeinhin als Lebensqualität im Ort nennt, dazu gehört auch ein Ortsbild mit prägnanten Gebäuden und die Möglichkeit sich mit den Dingen des Lebens bedienen zu können und ein Wohumfeld zu haben das auch das Leben und Wohnen im Alter am Heimatort bietet.

    Nachdenken

    Als ich den ersten Teil des Rathausbaues bis zur Einweihung desselben fertig hatte habe ich Friedrich Seibold gebeten diese Schrift zu korrigieren was dieser auch mit Freuden tat.

    Ich habe mir gedacht wenn ein Gebäude 100 Jahre alt wird, dann kann seine Geschichte nicht mit der Einweihung enden.
    Ich habe Material darüber hinaus gesammelt und zusammengetragen und habe weiter an der Rathausgeschichte geschrieben.
    Parallel dazu habe ich einen Power-Point –Vortrag für den Seniorentreff vorbereitet der auch aus zwei Teilen bestehen sollte, Teil eins bis zur Einweihung und Teil zwei, die Zeit danach die ja viel länger währte.
    Daraufhin hat Friedrich Seibold energisch protestiert dass ich nicht über ihn und seine Zeit auf dem Rathaus berichten darf, er behalte sich vor dass er aus seiner Zeit selber berichte.
    Ich habe mich daraufhin mit der Stadtarchivarin Frau Dr. Reustle über diesen Vorfall unterhalten und sie meinte dass ich bei der Geschichte des Gebäudes durchaus auch über die Zeit berichten kann solange FS hier tätig war nur nicht über persönliche Dinge die Seibold betreffen.

    Ich habe den zweiten Teil meines Powerpoint-Vortrages gelöscht und habe mit Friedrich Seibold eine Abmachung vereinbart dass ich mich um die Zeit nach 1960 nicht mehr bemühen werde, was die Gemeindeverwaltung betrifft, ausgenommen Angelegenheiten der Chronik sofern sie in Publikationen genannt wurden und werden.

    im Januar 2013 Hans Kuhnle

    Anhang Verkauf Rathaus

    Stadt trennt sich auch von ehemaligen Rathäusern WZ vom 19.10.2005

    1 Protokollbuch Band 4 StA
    2 Notiz Gemeinderatsprotokoll 7.11.1905 StA
    3 Gemeinderatsprotokoll 10.12.1910 StA
    4 Gem.Ratsprok. 13.3.1911 StA
    5 Wie 3
    6 Protokollbuch 1906-16 StA.
    7 Protokollb. 26.6.11. StA
    8 Postkarte aus dem Fundus StA
    9 Alle Planunterlagen StA
    10 Die Kelter in Höfen wird 1925-27stilgelegt Zeitzeugen
    11 Protokollbuch StA
    12 Protokollbuch StA
    13 Protokoll 8.3.1912 Gemeinderatsbeschluss vom 8.3.1912 StA
    14 19.3.12 Protokoll StA
    15 Volks u Anzeigenblatt Winnenden StA
    16 StA
    17 Protokollbuch StA
    18 Volks u Anzeigenblatt Winnenden StA
    19 Gem Sitzung 28.8.12 StA
    20 Gem.Ratsprotokoll 28.11.12.StA
    21 Wie 17
    22 Volks und Anzeigenblatt 1913 StA
    23 Protokoll v 20.2.13 StA
    24 Gemeindechronik StA
    25 Gemrats Protokollbuch 1917-26 StA
    26 Gemrats Protokollbuch 1917-26 StA
    27 Gemrats. Protokoll 18.10.22 StA
    28 Gemrats.Protokollbuch 1917-26 StA
    29 Gemeindechronik StA
    30 Büttel 6.7.38 StA
    31 Wie 30
    32 Gemeindechronik StA
    33 Gemeindechronik StA
    34 Der Büttel 9.2.40
    35 Der Büttel 28.5.41
    36 Der Büttel StA
    37 Gemeindechronik StA
    38 Chronik StA
    39 Gemeinderatsitzung v. 14.6.1960
    40 Gem.Rat.Sitzung 26.5.1961
    41 Ortschronik 15.11.71
    42 Verwaltungsbericht 1992

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

     

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