geb. 29.12.1878 in Gruibingen war mit der Basler Mission in Indien.
13.7.1932 bis 1949 Pfarrer in Birkmannsweiler
Während seiner Dienstzeit wurde das Natursteinrelief von Karl Kull von der Kirchenwand entfernt.
Abschrift einer Niederschrift von Pfarrer Friedrich Straub.
Wie sich der Krieg 1939 - 1945 in der Gemeinde Birkmannsweiler - Höfen - Baach auswirkte.
Vom Jahre 1932 bis 1949 war ich Pfarrer in der oben genannten Gemeinde. Wenn ich heute rückblickend schreibe, wie sie aus dem 2. Weltkrieg hervorgegangen ist, so ist viel Grund zum Loben und Danken; denn Felder, Häuser und die Zivilbevölkerung sind im Großen und Ganzen fast unversehrt geblieben.
Es wurden wohl hunderte von Brandbomben geworfen, aber sie fielen zum großen Teil in die Wälder, auch auf die Wiesen, ohne größeren Schaden zu verursachen.
Eine Brandbombe fiel ins Forsthaus, („im Buchenbach“ ) durchschlug Dach und Dachboden und landete in einem Zimmer des 1. Stocks, gottlob, ohne zu zünden.
In Baach fiel eine solche in die Scheune von Karl Schwegler auf dem Pfeilhof, auch ohne Schaden zu machen.
Ernster war gegen den Schluss des Krieges der Abwurf einer großen Bombe der Amerikaner, die aber zu spät fiel für Birkmannsweiler und zu früh für Höfen. Sie hat in einer Wiese zwischen beiden Dörfern einen großen Trichter aufgeworfen.
Am 7.9.1943 wurde bei einem Angriff, bei welchem auch allerlei Bomben fielen, der Kübler Johannes Klöpfer auf seinem Baumgut durch einen Splitter getötet.
Zur selben Zeit wurde ein amerikanisches Flugzeug abgeschossen, das in der Nähe von Birkmannsweiler, bei Lehnenberg, abstürzte und in der ganzen Gegend eine wahre Völkerwanderung hervorrief. Damals ist auch eine ganze Anzahl von Fliegern mit Fallschirmen abgesprungen.
Gegen das Ende des Krieges wurde die Gefahr für die Landleute auf dem Felde immer größer, weil Tiefflieger mit Maschinengewehren auf Menschen und Vieh schossen. Dadurch wurden auch verschiedene Male Beerdigungen gestört / und die Kinder von Baach und Höfen wagten es unter diesen Umständen nicht, nach Birkmannsweiler in die Schule und in den Religionsunterricht zu kommen.
Autos waren in größter Gefahr, von Tief-Fliegern beschossen zu werden; so wurde ein solches in der Nähe von Baach getroffen und blieb brennend liegen.
Mitte April 1945 hatten wir Einquartierung von durchziehenden deutschen Truppen. Es war ein Jammer wie sie daherkamen. Diese Truppen zogen dann weiter in der Richtung nach Hößlinswart, wo sie von amerikanischer Artillerie beschossen wurden.
In der Nacht von 20. auf 21. April wurde Winnenden mit amerikanischen Geschützen beschossen. Die Stadtkirche und eine ganze Anzahl Häuser wurden stark beschädigt und gegen 20 Personen fanden den Tod.
Herr Pfarrer Brand hat damals der Stadt Winnenden einen ganz großen Dienst geleistet. Er begab sich zu jenem amerikanischen Offizier, der die Beschießung leitete, und machte ihm klar, dass in Winnenden kein deutscher Soldat mehr sei.
Daraufhin wurde die Beschießung eingestellt.
In jener Nacht wurden auch in Höfen einige Häuser in Brand geschossen, nämlich die Schreinerei von Schreinermeister Hägele, Wohnhaus und Scheune von Bürgermeister Kamm und die Scheune von Schreiner Körner.
Damals war Höfen in ganz großer Gefahr niederzubrennen – es kostete die ganze Entschlossenheit der Feuerwehr, und Gott hat ein großes Unglück abgewehrt dadurch, dass der Wind sich drehte und das Feuer nicht mehr dem Dorfe zu, sondern von demselben weg lenkte.
Am 21. April zogen die Amerikaner in Birkmannsweiler ein. Sie kamen aber mit ihren zwei Panzern nicht auf der Landstraße, wie erwartet, sondern von den Sandäckern her auf dem Feldweg durch die Obstgärten ins Dorf.
Die erste Brücke des Buchenbaches wurde ihnen zum Verhängnis. Der erste Panzer kam heil über dieselbe, beim zweiten brach die eine Hälfte der Brücke unter der Last zusammen. Der Panzer fiel in den Bach, - das Unterste zu oberst. Durch diesen Sturz verloren zwei amerikanische Soldaten das Leben – einer wurde sofort tot weggeführt. Der andere, der sich im Panzer befand, konnte erst geborgen werden, nachdem der Panzer durch einen Kranen aus dem Bach gehoben worden war.
Am Sonntag, 22. April. Konnte kein Gottesdienst stattfinden, weil die ganze Einwohnerschaft Hausarrest erhielt.
Die Amerikaner beschlagnahmten alle neuen Häuser in der „Adolf-Hitlerstraße“ jetzt Hofäckerstraße.
Doch zogen die Truppen schon nach einer Woche ab und die Bevölkerung wurde nicht mehr weiter belästigt.
Wie oben gesagt sind Felder, Häuser und die Zivilbevölkerung im großen und ganzen gut davongekommen. Die schweren Verluste des Krieges liegen woanders.
37 Gedächtnisfeiern sind von mir gehalten worden für Gefallene. Zwei Soldaten wurden in Birkmannsweiler, ihrer Heimat, beerdigt.
Das war Gottlob Schwarz, der erste Gefallene von Birkmannsweiler und Erwin Geiger, vom Burkhardtshof. Bei seiner Beerdigung hat die „SS“ das Kommando geführt. Sie ist vor der Leichenrede ostentativ abgezogen.
Außer dem oben erwähnten Kübler Johannes Klöpfer ist noch ein anderer Zivilist bei Aalen am 18.4.1945 bei einem Fliegerangriff umgekommen, Alfred Rommel von Birkmannsweiler. Er wurde am 19.6.1945 überführt und in seiner Heimat beerdigt.
Gedächtnisfeiern wurden von mir abgehalten für:
Nr. |
Namen |
Wohnort |
geboren |
Gefallen |
1 |
Gottlob Schwarz |
Birkmannsweiler |
28.8.1914 |
5.4.1940 |
2 |
Gottlob Körner |
Höfen |
16.7.1916 |
Juli 1940 |
3 |
Wilh. Wiesenauer |
Spechtshof |
9.9.1905 |
13.5.1940 |
4 |
Karl Diener |
Baach |
27.5.1908 |
26.6.1941 |
5 |
Fried. Schäfer |
Birkmannsweiler |
24.11. 1914 |
25.7.1941 |
6 |
Rudolf Stang |
Birkmannsweiler |
24.2.1915 |
2.10.1941 |
7 |
Adolf Kögel |
Birkmannsweiler |
8.10.1910 |
5.11.1941 |
8 |
Eugen Haller |
Höfen |
16.3.1920 |
13.11.1941 |
9 |
Friedr. Schwegler |
Baach |
12.1.1923 |
20.2.1942 |
10 |
Erich Moser |
Winnenden |
15.10.1912 |
22.1.1942 |
11 |
Eugen Schmalzried |
Höfen |
9.6.1916 |
18.3.1942 |
12 |
Kurt Kusterer |
Höfen |
28.11.1921 |
20.3.1942 |
13 |
Willi Ungemach |
Birkmannsweiler |
26.3.1911 |
15.8.1942 |
14 |
Richard Kögel |
Birkmannsweiler |
26.11.1923 |
25.11.1942 |
15 |
Gottlob Pfleiderer |
Höfen |
6.3.1913 |
25.11.1942 |
16 |
Harry Gessler |
Frankfurt a. M. |
1.11.1922 |
12.12.1942 |
17 |
Hermann Kögel |
Birkmannsweiler |
24.8.1905 |
10.2.1943 |
18 |
Frieder Bihlmaier |
Birkmannsweiler |
6.8.1912 |
6.2.1943 |
19 |
Karl Müller |
Höfen |
30.10.1905 |
4.3.1943 |
20 |
Karl Bihlmaier |
Höfen |
11.4.1924 |
6.7.1943 |
21 |
Karl Würstlin |
Balingen |
5.7.1907 |
5.8.1943 |
22 |
Eugen Körner |
Höfen |
16.12.1922 |
19.8.1943 |
23 |
Reinhold Weik |
Höfen |
3.5.1923 |
13.8.1943 |
24 |
Gustav Bihlmaier |
Birkmannsweiler |
22.12.1911 |
5.10.1943 |
25 |
Erich Öchsle |
Höfen |
6.1.1924 |
30.11.1943 |
26 |
Gotthilf Weik |
Höfen |
4.2.1916 |
29.1.1944 |
27 |
Kurt Bihlmaier |
Baach |
4.10.1923 |
11.2.1944 |
28 |
Otto Körner |
Höfen |
29.10.1908 |
18.2.1944 |
29 |
Friedr. Bihlmaier |
Birkmannsweiler |
17.11.1910 |
10.6.1944 |
30 |
Heinz Schneider |
Höfen |
14.12.1925 |
22.9.1944 |
31 |
Friedr. Aupperle |
Birkmannsweiler |
14.5.1916 |
30.10.1944 |
32 |
Heinrich Keller |
Höfen |
30.5.1920 |
31.10.1944 |
33 |
Hermann Klöpfer |
Birkmannsweiler |
26.4.1911 |
16.12.1944 |
34 |
Fritz Kögel |
Birkmannsweiler |
10.7.1925 |
5.2.1945 |
35 |
Reinhold Häfner |
Neustadt |
20.2.1910 |
7.3.1945 |
36 |
Eugen Diener |
Baach. Gedenkfeier am 2.2.1945 |
||
37 |
Eugen Bauer |
Höfen Gestorben in Gefangenschaft 30.11.1945 |
Viel Jammer und Not hat der Krieg über unser Volk gebracht. Möge es den Ruf Gottes verstehen und ihm Folge leisten, dass es sich abwende von allen falschen Göttern und falschen Zielen und sich dem lebendigen Gott zuwenden und seinem Heil.
Grossbettlingen, den 2. August 1950
Fr. Straub Pfarrer i R.
Abschrift gefertigt von einer kaum leserlichen Kopie und deren Richtigkeit bestätigt:
11. Mai 2005
Hans Kuhnle